Sie bewegt sich doch

Ausgabe: 2008 | 4

Imke Keicher und Kristen Brühl vom Horx´schen Zukunftsinstituts von Matthias Horx skizzieren „das gerade heranbrechende Kreative Zeitalter“ und legen dar, was wir tun müssen, um die zu erwartenden Herausforderungen zu bewältigen. Die umfassende Transformation der Arbeitswelt sei in vollem Gang und der Status quo einer sicherheitsorientierten und stark reglementierten Arbeitskultur nicht mehr haltbar. Die Autorinnen nennen vor allem vier Schlüsselkompetenzen, die MitarbeiterInnen zur Bewältigung der künftigen Herausforderungen benötigen: Uniquability (Einzigartigkeit), Emphatie (Einfühlungsvermögen), Kreativität und Spielkompetenz. Ausführlich beschrieben werden die Eigenschaften der jeweiligen Kompetenz anhand von Praxisbeispielen ausgewählter Unternehmen. Darauf folgen Vorschläge, wie man mithilfe dieser Kompetenzen zum „Lebensunternehmer“ – was immer das heißen mag – werden kann. Nur wer sein Leben selbst in die Hand nimmt und individuell gestaltet, kann nach Einschätzung der Autorinnen die Anforderungen der zukünftigen Arbeitswelt bewältigen. Die Trendforscherinnen bemühen im vorliegenden Band aus Vorgängerstudien des Instituts bekannte Schlagworte wie Kreativität, Empathie oder Lebensunternehmer. So ist die Eigeneinschätzung der beiden, dieses Buch sei voller neuer Ideen, nicht ganz nachvollziehbar. Aber, und das sei auch erwähnt, fehlt es Studien aus Kelkheim nie an originellen Einfällen. So laden die Autorinnen im Epilog zu einem Dialog mit dem Leser nach dem Motto ein: „Wir tun jetzt so, als ob“. Dabei wird u. a. die eigene Uniquability kritisch hinterfragt: was bedeutet die Einzigartigkeit etwa für einen Lastwagenfahrer oder für die Verkäuferin von nebenan. Auch der diskutierte Begriff der Kreativität wird einigen kritischen Fragen (bekannte Künstler sind oft perfektionistische Egomanen) unterzogen. Schließlich laden uns Keicher/Brühl auf fünf so genannte Erkundungsreisen ein, damit sich der Leser schon vorab in der Arbeitskultur von morgen umsehen kann. Es geht einmal mehr darum, ein Profil der eigenen Einzigartigkeit zu erstellen. „Uniquability ist Ihr wichtigster Rohstoff.“ (S. 171) Dabei soll man herausfinden, was die eigenen Stärken, Talente und Passionen sind. Der erste wichtige Schritt dabei sei, ein realistisches Bild von sich selbst zu gewinnen. Dafür gibt es Checklisten bzw. Erfolgsraster. Die Studie bietet wohl einige hilfreiche Anregungen. Problematisch ist der rein individualistische Zugang. Die Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft erfordert mehr als nur den flexiblen Menschen, sondern auch entsprechende politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. A. A.

Keicher, Imke; Brühl, Kirsten: Sie bewegt sich doch. Neue Chancen und Spielregeln für die Arbeitswelt von morgen. Zürich: Orell Füssli, 2008.191 S., € 24,- [D], 24,70 [A], sFr 40,80 ISBN 978-3-280-05288-4