Stanley Lesse

The Purpose is Tomorrow

Ausgabe: 1990 | 1

Die Summe der Leitartikel aus den Jahren 1959 bis 1984, die der Herausgeber und Chefredakteur des angesehenen "American Journal of Psychotherapy" verfasst hat, ist weit mehr als ein ausführlicher Kommentar zur beigegebenen Chronologie der laufenden Ereignisse. Denn schon die Tatsache, dass der Verfasser als Teilnehmer des ersten Zusammentreffens von Zukunftsforschern im September 1967 in Oslo waches Interesse für weitreichende Perspektiven und Zusammenhänge jenseits der eigenen Disziplin erkennen ließ, zeichnet ihn aus. Die gerade retrospektiv beachtenswerte und couragiert vorgetragene Einsicht, dass Gesundheit - im angelsächsischen ist "health science" seit langem etabliert - nur unter Berücksichtigung ökonomischer, politischer und sozialer Aspekte definiert und erreicht werden kann, ist nach wie vor nicht allgemein akzeptiert. Von dieser Prämisse aus wird die teils vehemente Kritik des amerikanischen Gesundheitswesens verständlich, in dem der technikverwaltende Spezialist fast alles, der ganzheitlich orientierte Praktiker aber immer weniger gilt. Aus der Fülle der Beiträge über Drogen, geschlechtliche Gleichberechtigung, dem Vergleich von therapeutischem Anspruch und Resultat u.a. sei die wohlbegründete Forderung hervorgehoben, dass flexibel konzipierte Krankenhäuser nicht mehr als 500 Betten haben sollten; zu hoch gegriffen scheint indes die Annahme, dass die wöchentliche Arbeitszeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts zum Teil bei 5-10 Wochenstunden liegen wird, womit die Notwendigkeit einer Neubestimmung von Freizeit freilich nicht berührt ist.