Sophie Wennerscheid

Sex Machina

Ausgabe: 2019 | 3
Sex Machina

„Erotik, Sexualität und Reproduktion haben sich durch den Einsatz neuer technischer Apparate und Verfahren in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert und werden sich in Zukunft noch weiter verändern“ (S. 9) – sagt Sophie Wennerscheid, die geflissentlich Beispiele aus Filmen, literarischen Texten und Kunstwerken sowie Informationen aus der Roboterforschung, Technik- und Kulturwissenschaft verflicht, um eine kleine Kulturgeschichte über das Begehren mit Zuhilfenahme technischer Möglichkeiten zu liefern. Dabei geht es etwa um assistierte Reproduktionsmöglichkeiten, Virtual-Reality-Pornos, vernetzte Sexspielzeuge – auch mit der Frage nach Datensicherheit – und Sexroboter. Die Ideen von Robotern, die soziale und sexuelle Nähe herstellen, liegen nach Wennerscheid fast vollständig im Bereich von Zukunftsfantasien. „Zieht man jedoch die rasanten Fortschritte im Bereich der Sozialrobotik einerseits und in der Entwicklung von künstlicher Intelligenz andererseits in Betracht, ist trotzdem vorstellbar, dass es in absehbarer Zeit humanoide Roboter geben wird, die nicht nur als soziale Begleiter*innen, sondern auch als intime Gefährt*innen einsetzbar sind.“ (S. 154) Die Vermutung, dass bald Mensch-Roboter-Beziehungen existieren, wirft auch ethische Fragen auf: Werden diese Roboter als Maschinen oder als menschenähnliche Wesen mit dem Status einer Person wahrgenommen? Darf man ihnen das Aussehen von Kindern geben? Darf man sexuell mit ihnen machen, was man will? (vgl. S. 152ff.)

Ob solche Beziehungen möglich sind, hängt von der Definition einer zwischenmenschlichen Beziehung ab. „Meine These ist, dass nur dann, wenn Roboter oder wie auch immer definierte posthumane Wesen als andere im starken Sinne und nicht als anthropomorphes Alter Ego konzipiert und entsprechend wahrgenommen werden, es zu einem sexuell reizvollen, emotional interessanten und unser menschliches Selbstverständnis und Sein erweiterndem Miteinander kommen wird.“ (S. 159) Damit ist gemeint, dass Robotern keine menschliche Gestalt, kein dem Menschen ähnliches Sozialverhalten gegeben werden sollte, ihr Maschinenstatus sollte anerkannt werden. (vgl. 159ff.) Eine interessante Idee, die nicht zuletzt vorherrschende Geschlechterstereotypen bei der Produktion von Sexrobotern aufbrechen und neue Zugänge zu (künstlicher) Sexualität erlauben würde.