Markus Zeilhofer über Technikfolgenpolitik

Ausgabe: 1996 | 1

 In der vorliegenden Arbeit werden die Möglichkeiten und Grenzen, v. a. die bis heute fehlenden methodisch-theoretischen Grundlagen, einer politischen Bearbeitung negativer Technikfolgen thematisiert. Der Blick auf die Technikfolgendiskussion der Vergangenheit führt den Autor zunächst zur Fragestellung, inwieweit Technikfolgen einer politischen Bearbeitung bedürfen bzw. welche Aspekte einer möglicherweise "neuen Qualität" von Technikfolgen die Gestaltungsbedürftigkeit erzwingen könnten. Markus Zeilhofer begründet die kritische Reflexion und Steuerung des technischen Wandels und seiner Folgen mit zwei Erklärungsansätzen: der These eines exponentiell wachsenden Risikopotentials bei neuen Techniken und der These einer soziokulturellen Krisenerscheinung, die zu einer abnehmenden Akzeptanz neuer Techniken führe. Den entscheidenden Grund, der "das politische System zwingen könnte, eine aktive Technikfolgenpolitik durchzuführen", sieht der Autor in der Notwendigkeit. die Handlungsfähigkeit der politischen Institutionen zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Daraus leitet er die Forderung einer neuen Technikfolgenpolitik ab, denn das bisherige Instrumentarium der Technikfolgenabschätzung ist nach Zeilhofer lediglich als Hilfsmittel eines umfassenderen Ansatzes zu verstehen, der vom Zusammenhang von Entstehung und Folgen von Technik ausgeht und der Unbeeinflußbarkeit des technischen Wandels widerspricht. Die Analyse des derzeitigen Schwerpunkts politischer Technikfolgenbearbeitung in der BRD zeigt eine einseitige Orientierung auf die Bekämpfung bereits realisierter Technikfolgen. Ein Beispiel dafür ist für Zeilhofer der Versuch, die steigende Zahl der Zivilisationskrankheiten durch den Ausbau des Krankenhaussystems zu begrenzen, statt präventiv in den Technikgeneseprozeß einzugreifen und damit negative Folgen erst gar nicht entstehen zu lassen. Zudem müsse die bislang dominierende reaktive Technikfolgenpolitik durch eine aktive, der Dynamik des technischen Wandels entsprechende Sichtweise abgelöst werden. A. A.

 

Zeilhofer, Markus: Technikfolgenpolitik. Zur Gestaltungsbedürftigkeit und zur politischen Gestaltbarkeit des technischen Wandels und seiner Folgen. Opladen: Westdt. Verl., 1995. 214 S. (Studien zur Sozialwissenschaft; 149) DM/sFr 42,-/ÖS 327,60   22