Zukunftsperspektiven: Umwelt Zur Lage der Welt 2000

Ausgabe: 2000 | 2

Zu den wichtigsten „Herausforderungen des neuen Jahrhunderts“, so Lester R. Brown, in der Einleitung zu dem nunmehr bereits 16. Bericht „Zur Lage der Welt“ zählen die Begrenzung der Weltbevölkerung und die Stabilisierung des Klimas. Und trotz aller Belege, die auch in den acht Kapiteln dieses Bandes im Grunde mehr Anlass zur Sorge als zur Hoffnung geben, zeigt sich der Umweltwissenschaftler zuversichtlich, denn „das Spannende an der ganzen Angelegenheit ist, dass wir sogar schon über die Techniken verfügen, die in den beiden genannten Bereichen den Erfolg versprechen“ (S. 61).

Dass Technik allein nicht ausreicht, um den Problemen der Gegenwart zu begegnen, sondern dass es vielmehr auch wertegeleiteter gesellschaftlicher wie auch individueller Entscheidungen bedarf, verdeutlicht der erste Fachbeitrag. Anhand ausgewählter Beispiele (Regenwälder, Korallenriffe und Klima) verweist Chris Bright auf das „Überraschungspotential“ der Natur, das sich in Synergismen und Diskontinuitäten zeigt. Eine „Agenda für das Unerwartete“ so der Autor, müsse die letztlich unergründliche Komplexität und den (nicht nur materiellen) Wert des Lebens berücksichtigen und zur Kenntnis nehmen, dass die Natur „im Gegensatz zum Computer keinen Reset-Knopf hat“ (S. 93). Neue Wege in der Bewässerungslandwirtschaft – von technischen, administrativen und organisatorischen bis hin zu agrarwissenschaftlichen Maßnahmen für alle Betroffenen – müssen in Anbetracht schwindender Ressourcen, so Sandra Postel, vor allem darauf abzielen, „aus jedem Liter eingesetzten Wassers größeren Nutzen ziehen zu lernen als bisher“ (S. 110). Ein weiterer Beitrag macht auf ein Paradoxon der Ernährung aufmerksam, so entspricht die Zahl der weitweit Hungernden 1,2 Mia. Menschen (zu denen noch an die 2 Mia Mangelernährten hinzukommen) in etwa der Zahl der Überernährten, deren Versorgung allein in den USA Kosten von 118 Mia. Dollar pro Jahr (12 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben) ausmachen. Möglichkeiten der Papierrückgewinnung und –einsparung erörtern im Folgenden J. Abramoitz und A. T. Mattoon. Wie sorglos mit der „Währung der elektronischen Ära“ ‑ 1997 waren es 299 Mio. Tonnen, ein Stapel rund 8 Mal der Entfernung zwischen Mond und Erde entsprechend – umgegangen wird, verdeutlicht die Tatsache, dass allein in den USA jährlich 44 Mio. Tonnen Papier (mehr als der Bedarf Chinas) weggeschmissen (aber auch in etwa die gleiche Menge recycliert) wird. Den ökologischen Kosten der Informationstechnologie wie auch deren Nutzen zum Schutz der Umwelt ist ein weiteres Kapitel gewidmet. So fallen bei der Produktion eines 25-kg-PCs 63 kg Abfall an, von denen nicht weniger als 22 kg giftig sind. Zum anderen sind es eben diese Geräte mit denen effiziente Umweltnetzwerke maßgeblich Anteil an der Umsetzung von Initiativen zur Gesundung des Planeten haben und damit wiederum, so ein weiter Befund, zum Anwachsen der Verkehrsströme beitragen, zumal „bisher noch keine Kommunikationstechnologie zu einer tatsächlichen Verringerung des Reiseaufkommens geführt hat (S. 201).

 

„Arbeitsplätze zu schaffen, die die Umwelt bewahren“ hält M. Renner schließlich für eine Herausforderung – und zugleich lösbare Aufgabe, die der ersten Industriellen Revolution um nichts nachsteht. Verwiesen wird dabei auf das Beschäftigungspotenzial diverser klimapolitischer Maßnahmen – für Deutschland werden im Zeitraum 1990 – 2020 mehr als 200.000, für Österreich von 1997 – 2005 an die 43.000 neue Stellen angenommen – wie auch die Erprobung von neuen Arbeitskonzepten (Teilzeit / Freizeit u.a.m.). Das abschließende Kapitel ist Perspektiven der Ökologischen Globalisierung gewidmet und greift somit den der deutschen Ausgabe erstmals vorangestellten Beitrag von „Germanwatch“ auf, in dem sich M. Baumann und M. Windfuhr nicht primär mit der „Umwelt in Deutschland“ beschäftigen (wie die Titelseite fälschlicherweise signalisiert), sondern Probleme und Perspektiven globaler Umwelt- und Wirtschaftsstandards nach Seattle erörtern. W. Sp.

 

Zukunftsperspektiven: Umwelt Zur Lage der Welt 2000. Prognosen für das Überleben unseres Planeten. Mit einem Beitrag von Germanwatch. Hrsg. v. Worldwatch Institute. Lester R. Brown ... (Mitarb.) Frankfurt/M.: Fischer TB-Verl., 2000. 324 S., DM / sFr 29,90 / öS 218,-

 

Links:

Auswahl globaler Umweltnetzwerke und Germanwatch:

Association for Progressive Communication: www.apc.org

OneWorld Onliine www.oneword.net (Eine Supersite mit viele weiteren Links)

Global Fores Watch www.wriorg/gfw

UNEPNet www.unep.net

Global Urban Observatory (Habitat) www.globalobservatory.net

HORIZON Solutions Website (Liefert Fallbeispiele zu Problemen mit Wasser, Abfall, Energie, Transprtsysdtemen, toxischen Chrmikalien, im öffentlichen Gesundheitssystem u.a.m. www.solutions-site.org

Germanwatch www.germanwatch.org