Das Motto der ersten UN-Umweltkonferenz, 1972 in Stockholm abgehalten, ist Titel dieses Bandes, in weichem zwölf Autoren Gelegenheit geboten wird, Bilanz zu ziehen. Es wird kaum überraschen, daß kritisch mahnende, besorgte Töne vorherrschen, denn unübersehbar sind die Befunde, welche auf teils rapid wachsende Gefährdung unsere globalen Existenzgrundlagen hindeuten. Der einleitende Beitrag "Wertordnung einer humanen Umwelt" gibt Gelegenheit zur Erinnerung an G. Picht, der, 1982 verstorben, mit eindringlichen Worten auf die fatale Entkopplung von ökologischen Bewußtsein und ökonomischen Handeln aufmerksam machte. In der technischen Zivilisation sind die Mechanismen der Selbstregulierung ... aus der Bahn geworfen" und wir erleben heute, wie "die Natur gegen ihre Vergewaltigung zurückschlägt". Hochfliegende technoide Zukunftsvisionen, welche unerschöpfliche Ressourcen aus den weiten des Kosmos zu erschließen, und die Entsorgung der Erde quasi im Gegenverkehr zu lösen hoffen, werden im folgenden Beitrag von R.-H. Giese als unrealistisch und gefährlich zurückgewiesen, weil sie naheliegende Lösungen verhindern. Der Biologe H. Markl macht u. a. darauf aufmerksam, daß täglich mehr als eine Vogel- oder Säugeart ausstirbt und daß mit einer ausgerotteten Pflanze zugleich zehn Tierarten dem sicheren Tod ausgeliefert sind. Dem Umweltschutz als grenzüberschreitender Herausforderung sowie dem kontrollierten Bevölkerungswachstum sind weitere Abschnitte gewidmet. K.-W. Kieffer sieht in seinem Beitrag" Die industrielle Produktion am Scheideweg" nicht nur ökologische, sondern vor allem auch politische Gründe für eine tiefgreifende Veränderung unserer technisch-wissenschaftlichen Zivilisation, da vor allem Freiheitsrechte des einzelnen eingeschränkt würden. E. U. Simonis erörtert Chancen einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Insbesondere fordert er in Parallele zu den sozialen Errungenschaften der Industrienationen Wohngeld, Krankengeld und Bildungshilfe auch für die Dritte Welt, die international vor allem von den wohlhabenden Staaten aufgebracht werden sollten. Simonis weist nach, daß diese Ausgaben uns allen zugutekommen würden und tritt vehement für wirtschaftliche Gleichberechtigung der Entwicklungsländer ein. K. M. Meyer-Abich spricht sich für eine explizite Wertorientierung der Natur- und Geisteswissenschaften aus, die sich an den Normen der Medizin und der Rechtswissenschaften orientieren könnten. Die Sorge für Natur und Mitmensch beschreibt G. Altner schließlich als Beitrag, das Reich Gottes hier und jetzt entstehen zu lassen, und in diesem Sinne ist auch W. Brandts abschließender Appell an eine Diplomatie der kleinen Schritte zu verstehen, die darauf abzielt, "gemeinsam im gemeinsamen Interesse zu handeln". Jeweils prägnante, Grundlegendes vermittelnde Beiträge, die teils schon älteren Datums sind und daher nicht immer aktuellen Daten vermitteln.
Wir haben nur eine Erde. Hrsg. v. Lutz Franke. Darmstadt: Wiss. Buchges. 1989. 152 S. (WB-Forum 29)