Wahlenthaltung als Protest gegen die Parteien oder gegen das System?

Ausgabe: 1994 | 2

Eine empirische Umfrage unter "aggressiv-apathischen" Nichtwählern in Stuttgart, Analysen über deren Unaufrichtigkeit und über die Unfähigkeit der (konservativen) Politik, die Ursachen ihrer „Politikmüdigkeit“ zu verstehen und daraus zu lernen: das sind die Elemente einer faktenreichen Dissertation, die belegen möchte, dass „noch keine Demokratie an zu niedriger Wahlbeteiligung ihrer Bürger gescheitert“ und „Wahlenthaltung als Protest eher die Ablehnung der Parteien als die des (deutschen) Systems“ ist. Dem radikaloppositionellen Slogan „würden Wahlen etwas ändern, hätte man sie längst abgeschafft“ halten die Parteien und Politikwissenschaftler entgegen „Ihr habt nur die eine Wahl - und die ersparen wir euch nicht!“

Und Politologen wie Eilfort quälen sie zudem mit einem aufwendigen Forschungsprojekt, das u. a. aufdeckt, dass 27,6 % der Antwortenden gelogen haben, als sie behaupteten, sie hätten gewählt. Ich frage: Wie kann sich der "gläserne Bürger" im "Glashaus der Politik" wehren?

H.Rei.

Eilfort, Michael: Die Nichtwähler. Wahlenthaltung als Form des Wahlverhaltens. Hrsg. im Auftrag der Konrad Adenauer-Stiftung. Paderborn: Schöningh, 7994. 396 S. (Studien zur Politik; 24) DM 64,- / sFr 58,90/ ÖS 499