Vom Wert der Natur und der Verantwortung des Menschen

Ausgabe: 1991 | 2

Demokratisierungsprozesse im Wissenschaftsbereich zu fördern und Perspektiven zur Gestaltung einer humanen, sozialen, friedlichen und natürlichen Ressourcen schonenden sowie die Gleichberechtigung der Geschlechter fördernden Lebenswelt aufzuzeigen", ist Anliegen des Verlags, der mit dieser Reihe wohlfeile Kurzbeiträge anbietet. Soweit die hier genannten Arbeiten erkennen lassen, verdient diese Initiative Beachtung, zeigt sich doch, dass gebotene Kürze die Konzentration auf das Wesentliche fördert. Michelsen geht von der Diskrepanz wachsenden Umweltwissens und allenfalls marginalem Handelns aus und leitet daraus Defizite der Bildungspolitik und des Wissenschaftsverständnisses ab. Einrichtungen der Erwachsenenbildung hätten umweltpädagogisch vielfach „Feuerwehrfunktionen " zu übernehmen, indem sie kollektive Versäumnisse auf individueller Ebene zu korrigieren trachten. Um nicht nur nachsorgend persönliche Betroffenheit aufzunehmen und Kritikfähigkeit zu fördern, muss Erhaltungswissen an die Stelle von Zerstörungswissen treten und Forschung öffentlicher Verantwortung unterliegen. Um Engagement und Verhalten verstärkt in Deckung zu bringen, ist eine interdisziplinär orientierte "ökologische Kompetenz" als "gesellschaftliche Schlüsselfunktion" zu fördern; Ziel ist der mündige Bürger, der durch "friedlichen ökologischen Ungehorsam" Einfluss auf Wirtschaft und Gesetzgebung nimmt. Die Qualität des Weiblichen fordert Seitz-Weinzierl ein, um Resignation und Zynismus entgegenzuwirken. Drogen und eine einseitige Erfolgsethik sind Süchte unserer Gesellschaft, die Mangel an Glück sowie Naturentfremdung zur Folge haben. Fürsorge, Sensibilität, Mitleid und die Wertschätzung des Lebendigen dagegen sind Eigenschaften, die Politik und Sinnlichkeit miteinander verbinden und die Kreativität als Gestaltungspotential für die Zukunft erschließen könnten. (Der fehlende Quellennachweis eines in diesem Zusammenhang zentralen Gedankens von Leonard Bernstein legt den Wunsch nach größerer editorischer Sorgfalt nahe.) 

Seitz-Weinzierl, Beate: Lust auf Zukunft. Vom Wert der Natur und der Verantwortung des Menschen. Frankfurt/M.: FAS, 1990. 51 S. (Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung; 11) Jeweils DM 8,-1 sFr 6,80 1 öS 62,40