"Heutzutage", so Hazel Henderson, "sind die Idealisten und Visionäre die wahren Pragmatiker." Und in der Tat: Der Taktwechsel der Geschichte verlangt wie nie zuvor nach globalen Konzepten und neuen Formen der Zusammenarbeit, um "vor dem Hintergrund einer verblassenden Kriegskultur" (Federico Mayor) tragfähige Zukunftskonzepte zu entwickeln. Neunzehn prominente Autoren skizzieren (mit einer Ausnahme) in Originalbeiträgen ihre Vorstellungen dieser anderen Welt, deren Konturen sich zumindest als Chance abzeichnen. Von der Vision eines "Weltgehirns" als Zwischenschritt der Evolution spricht einleitend Peter Russel; Erwin Laszlo und Fritjof Capra beleuchten Aspekte eines neuen wissenschaftlichen Weltbildes. In weiteren Beiträgen des ersten Abschnitts kommen u.a. Riane Eisler (s. PZ 4/89*381) und Joana Macy (Ganzheitliche Ökologie) zu Wort. Den "Weltbildern" des ersten Teils folgen "Politische Entwürfe": Michail Gorbatschows Aufruf zu internationaler Zusammenarbeit zur Rettung verseuchter Gewässer, Gro H. Brundtlands Appell zu einer "globalen Perestroika" und v.a. Brigitte Erlers ebenso mutige wie ungewöhnliche Sicht der Nord-Süd-Problematik seien hervorgehoben: Die marktwirtschaftliche Öffnung des europäischen Ostens ist für sie Anlass, die "Zwei-Drittel-Welt" nicht weiter zu plündern, sondern "endlich in Ruhe zu lassen". Dass dieser Wunsch wohl Illusion bleiben wird, zeigt der abschließende Beitrag von Dieter Tober über "Globale Trends in der Wirtschaft. Wenn auch nicht durchwegs originär, bietet der Band doch eine gute Darstellung wichtiger Denker und Praktiker, deren Visionen die Welt von morgen prägen müssen, wenn wir in ihr eine Zukunft haben wollen. Aus dem Rahmen fällt allerdings der letzte Text, in dem die vorerst noch ungebrochene Mobilisierungsmentalität der Wirtschaft geradezu zynisch durchschlägt.
Eine Welt für alle. Visionen von globalem Bewusstsein. Hrsg. v. Andreas Giger. Rosenheim: Horzionte-Verl., 1990. 206 5., DM 19,80 / sFr 17,50 I öS 154,40