"Lieber Gott, mach mich bitte zum Experten", prangerten Dieter Hildebrandt und Werner Schneyder Anfang der achtziger Jahre das ständig wachsende Spezialistentum kabarettistisch an. Die dahinterstehende Diagnose war und ist richtig, aber es ist einem einzelnen Menschen gar nicht mehr möglich, die Wissensfülle auch nur einer Disziplin vollständig zu überschauen. Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Felix Unger, Herzchirurg und Kunstherzforscher, fordert umfassende Zusammenarbeit, damit nicht die Gesamtheit der Lebens- und Weltzusammenhänge aus den Augen verloren wird. Diese Kooperation soll international und interdisziplinär sein. Ein Schritt in diese Richtung ist im vorliegenden Band selbst zu sehen. Hierin kommen Geowissenschaftler, Theologen, Biotechniker, Informatiker, Mediziner, Wirtschaftswissenschaftler und Politiker vornehmlich aus der BRD und Österreich zu Wort. Die Beiträge skizzieren den jeweiligen Forschungsstand, sie zeigen. ethische und zukunftsbedrohende Probleme auf, die die technischen u.a. Entwicklungen mit sich gebracht haben und versuchen vielfach auch Lösungsstrategien zu entwickeln. Unger wendet sich mit Nachdruck gegen alle apokalyptischen Zukunftsprognosen. Er spricht vielmehr von "einer großartigen Erwartungshaltung zum dritten Jahrtausend", von "neuern Leben mit grenzenloser Zukunft" und von der Freude "heute Mitakteur in dieser großartigen Zeit zu sein". Grund für diesen Optimismus ist die Überzeugung, dass das geistige Potential des Menschen bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Werden diese Ressourcen aktiviert, so können wir mit Recht hoffen, noch eine Zukunft zu haben. Einen weiteren Schritt zur geforderten Zusammenarbeit stellt die von den Herausgebern und dem Geisteswissenschaftler Lobkowicz jüngst gegründete Europäische Akademie der Künste und Wissenschaft dar.
Und wir haben doch eine Zukunft. Mensch und Natur an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. Hrsg. v Felix Unger u. Kardinal Franz König. Freiburg (u.a.):Herder, 1990. 3195., DM 49,80 / sFr 44, 10 I öS 388,40