Mit "Mut zum Frieden" sind handlunqstreibende und -leitende Energien umschrieben, die den Übergang von militärischer Friedenssicherung zur zivilisierten Friedensgestaltung ermöglichen. Mut ist notwendig zur drastischen Reduzierung von Militärpotentialen und Zivilisierung der Konfliktaustragung. Positiver Friede ist gegen nachhaltige Widerstände zu gestalten. Diesem Anliegen widmen sich zahlreiche Autoren, wobei historisch-politische, soziokulturelle und -ökonomische, militärstrategische und psychosoziale Aspekte einer solchen Perspektive angesprochen werden. Der Herausgeber fordert in seinem Beitrag, "die alten Feindbilder und Denkweisen der Überlegenheit hinter sich zu lassen, neue Einsichten in zukunftsorientiertes Handeln umzusetzen und den Frieden in breiter, kooperativer Zusammenarbeit mit der anderen Seite zu gestalten". Oliver Thränert fragt nach den Grundlagen und bisherigen Erfahrungen mit einseitigen Abrüstungsvorleistungen. Er kommt zu dem Schluss, dass die These, "Vorleistungen seien kein sinnvolles sicherheitspolitisches Instrument", jeder empirischen Grundlage entbehrt. Ein weiterer Beitrag analysiert die Dynamik der neuen sozialen Bewegungen als Potential der Friedensentwicklung und Zukunftsgestaltung (U. C. Wasmuht), ein anderer diskutiert Erfahrungen und Ergebnisse der Rüstungskonversion (H. Wulf). Ein Modell der Weltfriedensordnung präsentiert Gerald Braun. Als Bedingungen nennt er eine allgemeine Abrüstung und den Verzicht auf Luxuskonsum sowie Konversion von Militärausgaben, einseitige Abrüstungsschritte und eine andere Entwicklungshilfe. Braun spricht auch von organisierter Friedlosigkeit der Weltgesellschaft wegen des Defizits an Demokratie und Menschenrechten sowie einer strukturellen Ungleichheit in der Verteilung der Güter. Gerade in Anbetracht der derzeitigen Situation ist Mut zu zukunftsweisenden Visionen dringend geboten.
Mut zum Frieden. Über die Möglichkeiten einer Friedensentwicklung für das Jahr 2000. Hrsg. v. Wolfgang R. Vogt. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1990. 348 S. (WB-Forum; 58) DM 29,80/ sFr 25,30 / öS 232,40