Unterwegs mit Dom Erwin Kräutler

Ausgabe: 1990 | 1

Die Kontraste sind Größer nicht denkbar: Brasilien, dessen natürlicher Reichtum mehr als ausreichen würde, um seinen 80 Mio. Einwohnern menschenwürdige Lebensbedingungen zu gewähren, bietet einer korrupten Minderheit von Großgrundbesitzern, Politikern und Militärs ein Leben in unvorstellbarem Luxus, während 85% der Bevölkerung an der Armutsgrenze bzw. in unsagbarem Elend leben. Dolores Bauer, die den aus Vorarlberg stammenden Bischof der Xingu-Prälatur, Erwin Kräutler, auf einer Pastoral reise begleitete, vermittelt die Betroffenheit einer Journalistin, die von der Schönheit des Landes begeistert und zugleich über die unheilbaren Wunden entrüstet ist, die Profitgier an Mensch und Natur schlagen. Ihr Interesse gilt vor allem auch der Persönlichkeit des Mannes, der in seiner Kirchenprovinz von der vierfachen Größe Österreichs freundschaftlich "Dom Erwin, unser Bischof", genannt wird. Dass. er durch den Einsatz für seine entrechteten Freunde schon zweimal Ziel eines Attentats war, zeigt, dass sein Engagement nicht von allen Seiten gutgeheißen wird. Für die Reichen ist Christsein eine, das Geschäft eine andere Sache. Man wird es zu schätzen wissen, dass neben politischen und ökologischen Aspekten theologische Fragen nicht zu kurz kommen. Die Tatsache etwa, dass Laien nach wie vor die Feier der Eucharistie vorenthalten wird, ist" himmelschreiende Ungerechtigkeit". Der erwachende Widerstand der indianischen Völker, der zunehmende Druck der Weltöffentlichkeit in Richtung auf einen sanfteren Umgang mit der Natur sind zarte, aber ermutigende Zeichen für eine bessere Zukunft. 

 

Bauer, Dalares: Strom des Elends - Fluss der Hoffnung. Unterwegs mit Dom Erwin Kräutler, Bischof vom Xingu. Salzburg: Otto Müller, 1989. 2625., ca. DM 225,40/ sFr 21,50 / öS 198