Unternehmerische Umwelt- und Zukunftsverträglichkeit

Ausgabe: 1995 | 1

Die Ökologiefrage zwingt die Unternehmen als "quasi-öffentliche Institutionen", sich stärker als bisher der Diskussion ihrer Umwelt- und damit auch Zukunftsverträglichkeit zu stellen. Ein am Sekretariat für Zukunftsforschung (SFZ) in Gelsenkirchen gestartetes Projekt zum Thema "Zukunftsforschung in Unternehmen" machte deutlich, daß sich nur wenige Unternehmen "wirklich mit strategisch langfristigen Überlegungen für ihre Zukunft" beschäftigen.

Gemeinsam mit den "Ökologischen Briefen" wurden in der Folge Vertreterinnen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über einen zukunftsorientierten Strukturwandel der Unternehmen befragt. Die Antworten - insgesamt 28 sich teilweise aufeinander beziehende Beiträge - liegen nun in Buchform vor. Bei weitgehendem Konsens über die Notwendigkeit einer Umstellung auf eine "nachhaltige Wirtschaftsweise" gibt es doch unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie diese zu erreichen sei und wem hierin welche Aufgaben zukommen. Vertreterinnen umweltorientierter Unternehmenszusammenschlüsse drängen auf Verantwortung und Eigeninitiative der Unternehmen.

"Visionäres Denken ist wieder gefragt" - so etwa die BAUM-Mitarbeiter Andreas Damke und Maximilian Gege. Ex-Minister Ulrich Steger hingegen stellt, vor der Vorstellung der Unternehmen als “speerspitze der Öko-Bewegung" warnend, weiterhin vom Staat gesetzte "Standards für die Umweltnutzung " in den Mittelpunkt. Einigkeit herrscht darin, daß nur ökologisch verträgliches Wirtschaften in Zukunft auch ökonomisch gewinnbringend sein wird. Neben zukunftsträchtigen Produkten und Produktionsweisen werden - auch für ökologische Belange wichtige - neue, innovationsfördernde Management und Kommunikationsstrukturen gefordert. Und wenn Reinhard Pfriem, Mitbegründer des Berliner Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung, die Reduzierung ökologischer Unternehmensführung auf "naturwissenschaftlich-objektive Ökobilanzen " kritisiert und die Einbeziehung kultureller Aspekte fordert, so wird auch sein Rat, "Wachstums- und Arbeitszwänge einzudämmen sowie Unterlassen als im Einzelfall möglicherweise intelligenteste Form des Unternehmens zu lernen", verständlich.

Der Band macht nicht nur deutlich, daß in den Unternehmen selbst - vielleicht in Verbindung mit einem Generationenwechsel ein Umdenken stattfindet, er bestätigt auch, wie notwendig die offene Debatte zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ist, die - so die HerausgeberInnen - "eigentlich ja gerade erst begonnen hat".

HH.

Die Zukunft der Unternehmen in einer ökologischen Wirtschaft. Hrsg. v. Heike Leitschuh-Fecht ... Frankfurt/M.: Verl. d. ökologischen Briefe, 1994. 140 S. ca. DM/sFr 36,-/ÖS 281