"Wege aus dem Stau" und die damit erhoffte Linderung der vielschichtigen negativen Auswirkungen des Verkehrs erfordern neue Gestaltungsformen. Dabei zeigt sich, daß großtechnische Ansätze zur Lösung nur sehr begrenzt beitragen oder von der bestehenden Wachstumsdynamik innerhalb kürzester Zeit überholt werden. In diesem "Wuppertal Text" gehen Wissenschaftler und Unternehmer solchen Ansätzen nach, bei denen" Kombinationen aus innovativen Techniken, Kooperationen und Dienstleistungen genutzt werden", wobei auch Phänomene des Mobilitätsbedarfs und des Verkehrsgeschehens in den Blick rücken. Einmal mehr wird deutlich, daß ökologisch verträglichere Mobilität auch unter den heutigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen realisiert werden kann, wobei grundsätzlich eine am "tatsächlichen Bedarf" orientierte Technologiepolitik diskutiert wird. Rudolf Petersen beschreibt zunächst Situation und Perspektiven im Personenverkehr, wobei er nach einer kurzen Replik auf die Verkehrsspirale als Alternative zum Auto die "Stadt der kurzen Wege und des guten ÖPNV" sieht. Eine Reihe von Beispielen für umfassend ökologisch und sozial verträgliche Stadtverkehrsstrukturen zeigen, was heute schon möglich ist: Münster mit einem Fahrradanteil von 34% an den täglichen Wegen, Groningen (NL) mit einem 50%-Radanteil an den Arbeits- und Ausbildungswegen, Erfurt und Wismar mit etwa 40% Fußgängeranteil, Zürich und Basel mit mehr als 40% Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehrsaufkommen, das Fahrrad-Depotsystem in Amsterdam, Schritte zur autoreduzierten Innenstadt Aachen u. a. m. Im Hinblick auf den Straßengüterverkehr wird ansatzweise auf Verminderung, Verlagerung sowie dessen effiziente Abwicklung hingewiesen. Vor dem Hintergrund und der Tatsache, daß eine Trendprognose von der Zunahme des Straßengüterfernverkehrs in Deutschland bis zum Jahr 201 0 auf 257 Mio. tkm ausgeht, was gegenüber 1988 eine Erhöhung um 110% ausmacht, sind Gegenstrategien wohl unerläßlich. Die Beiträge beschäftigen sich z.B. mit den Defiziten im Bereich des Schienengüterverkehrs, dem innovativen Güterverkehrskonzept Chemnitz oder der ökologisch orientierten Logistik der Transporte des Otto-Versands. Insgesamt zeigt sich einmal mehr, daß die verbreitete Annahme, daß wirtschaftliche Entwicklung notwendigerweise mehr Straßenverkehr erfordert, grundsätzlich in Frage zu stellen ist. A. A.
Wege aus dem Stau. Umweltgerechte Verkehrskonzepte. Hrsg. v. A Pastowski ... Berlin (u.a.): Birkheuset, 1996. 288 S. (Wuppertal Texte), DM 29,80/ sFr 26,-/ÖS 232,40
Weitergehender Literaturhinweis: Den Fahrradverkehr als Verkehrsträger analysiert Rockenbauch, Ralf: Verkehrskonzeptionen für die Zukunft unter besonderer Berücksichtigung des Fahrradverkehrs. Frankfurt/M. (u.a.): Lang, 1996. 362 S.