„Trendmarkierungen", so Robert Kriechbaumer, "verstehen sich als grobe Positionslichter, sie vermögen die Richtung zu zeigen, mehr nicht." Wer Zukunft gestalten will - so der Geschäftsführer der (1978 als überparteiliches Politikberatungsgremium installierten) ”Salzburg-Kommission", der in diesem Band mit einem in aller Kürze doch auch fundierten zeitgeschichtlichen Essay über den "Wechsel der kollektiven Befindlichkeiten" [in Österreich] vertreten ist weiter - "der muß sich bemühen, das noch unscharfe Bild zumindest in seinen Konturen zu fassen" (S. 150). Die Absicht ist lobenswert, doch ist kritisch auch zu hinterfragen, ob denn die Chiffren, mit welchen dem "Bild der Zukunft" Konturen gegeben und Perspektiven verliehen werden soll. tatsächlich brauchbar sind: Allzu komplex, widersprüchlich und teils auch beliebig aneinandergefügt erscheinen (zumindest bei erster Lektüre) die den Hauptteil des Bandes ausmachenden Befunde, die Michael Fischer (Dozent für Rechts- und Sozialphilosophie an der Universität Salzburg) in Auswertung einer empirischen Grundlagenstudie (mit insgesamt 1652 Jugendlichen) über "Regionale Reaktionsmuster auf Trends" in 9 Kapiteln zusammengefaßt hat. Die Ergebnisse, so scheint es, sind keineswegs regionalspezifisch, sondern dürften mehr oder weniger für alle Gesellschaften Westeuropas, wenn nicht gar der postindustriellen Moderne zutreffen. Zu Ende einer knappen Einführung in die Trendforschung, die mit Matthias Horx als die "Grammatik des Nauen" bezeichnet werden kann und dem Verweis auf die jeder Forschung innewohnende "utopische Energie", sieht Fischer "gerade durch den Beginn eines neuen Jahrtausends” die Zukunft zu einem magischen Bestandteil der Politik [werden] (So21 Ein Hauch dieser Magie ist denn auch bereits in den folgenden Kapiteln zu spüren, in denen mosaikartig von bestimmenden Faktoren der Zukunft wie Medien (der elektronischen Biosphäre), Individualisierung (der lautlosen Transformation), Moral (Im Chaos der Sinnoffertel Konsum und Lebensgefühl (Alles ist Ware), Jugend (Paradoxe Signale), Deindividuation (Quellen der Gewalt), Politik (Entertainment und Partizipation) und Facetten der Heil-Suche (Die Unruhe des Zeitalters) die Rede ist. Um richtig verstanden zu werden: Nicht die Gleichzeitigkeit des Gegensätzlichen macht mir zu schaffen, sondern vielmehr die Art und Weise, wie Komplexität in Metaphern reiche (Sprachll-lappchen gepackt, bekömmlich aufbereitet und politikgerecht serviert wird: Vom "Vakuum der großen Gefühle", ”Spätmoderner Entübelung des Chaos" (Norbert Bolz) oder von ”Rezessionskultur" (M. Horxl ist ebenso die Rede wie von "Patchwork-Moral" oder "Ritualen der Reinwaschung". Wo Trendforschung ihrem Gegenstand gleichsam "easy going" auf die Sprünge helfen möchte, läuft sie Gefahr, wenig mehr als Gehilfin einer nach modischen Akzenten Ausschau haltenden Politik zu sein. W Sp.
Fischer, Michael; Kriechbaumer. Robert; Stresser. Michaela: Trend-Landschaften: Blicke in unsere Gesellschaft. Graz: austria medien service, 1997. 160 S.