Der vorliegende Band ist Ergebnis einer zweijährigen Projektarbeit, die Studenten und Studentinnen an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Bremen durchgeführt haben. Entstanden ist ein gut lesbares Handbuch, das viele Bereiche eines komplexen Themas anspricht und vor allem durch eine einheitliche politische Ausrichtung gekennzeichnet ist: Den Standpunkt markieren vereinfacht formuliert technologie- und umweltpolitische Ansätze der SPD, von wo aus (erwartungsgemäß) die Abgrenzung gegenüber der Bundesregierung leichter fällt als gegenüber den GRÜNEN. Ausgehend von einer Problemübersicht (ökologische, ökonomische und politische Krisentendenzen) werden Möglichkeiten der Demokratisierung des technologischen Wandels und Ansatzpunkte für alternative Technologien in der ersten und dritten Welt skizziert. Der Problematik globaler Computer-Prognosen ("Die Grenzen des Wachstums" und "Global 2000" im Vergleich) sowie den modernen "Schlüsseltechnologien" sind die folgenden Abschnitte gewidmet. Der Kritik des militärisch-kommunikationstechnologischen Bereichs folgen konkrete Vorschläge zur Rüstungskonversion in der BRD; während die Gen- und Biotechnologie aufgrund ihrer unabschätzbaren Risiken deutlich abgelehnt wird, ist die Einstellung gegenüber den Informationstechnologien durchaus ambivalent: Postwesen und Datenschutz stehen dabei im Vordergrund der Überlegungen. Im letzten Abschnitt werden ökologische Gestaltungskonzepte diskutiert. Stichworte hier: Vergiftung der Umwelt, Sanfte Chemie, Erneuerung der Industriegesellschaft u. a. Gerade in diesem Bereich wird das Dilemma einer zwischen Einsichten und Sachzwängen unentschlossen kreuzenden Politik offenkundig. Während man zum einen für ökologische Schadensbegrenzung durch zweckgebundene Besteuerung plädiert, wird zugleich resignierend festgestellt: "Jede Partei bezeugt ihren guten Willen, sie ist aber auf die Mitarbeit der Industrie angewiesen. Solange sich in den Vorstandsetagen nichts ändert und man nicht einsieht, daß eine Veränderung lebensnotwendig ist, muß jede Politik, und sei sie noch so gut gemeint, scheitern." Derart desavouiert sich politischer Gestaltungswille selbst. Ein Handbuch, durchaus geeignet zur Einführung in die Thematik; haupt- und ehrenamtlichen Politikern der intendierten Zielgruppe des Buches ist weiterführende Lektüre durchaus zuzumuten.
Technologieentwicklung und Reformpolitik. Ein ökologisches Ein-Lesebuch. Edgar Einemann u. Matthias Kollatz (Hrsg.). Marburg: SP-Verl. Schüren, 1988. 272 S.