Bemühungen, die Sonnenenergie zur Versorgung der Bevölkerung in der Dritten Welt heranzuziehen, waren vor allem nach der Ölkrise von allzu großen Optimismus getragen. Die weit verbreitete Ansicht, Solartechnik sei eine einfache Technik und aus diesem Grund für den Einsatz in Entwicklungsländern besonders geeignet, erwies sich nach Ansicht Sauers als irreführend. Vielmehr erfordert die Nutzung der Sonnenenergie technisch wissenschaftliche Feinarbeit, um brauchbare und wirtschaftlich vertretbare Lösungen zu erhalten. Die mit dieser Fehleinschätzung verbundenen Mißerfolge zeigen sich am Beispiel des Solarkochers. Für das Scheitern eines ehrgeizigen und aufwendigen Projektes steht das mexikanische Solardorf Sonntlan, wo ein integriertes solarthermisches Energiesystem aufgebaut werden sollte. Die Anlage funktionierte zwar bei der Übergabe, ist aber inzwischen praktisch aufgegeben worden. Die Gründe dafür sieht der Autor in der Vernetzung verschiedener solarer Energiesysteme, die eine verantwortliche Mitarbeit der Bevölkerung unmöglich machte.
Neben den Fehlschlägen gibt es aber auch positive Ansätze, zum Beispiel in Nepal. Dort sind seit Mitte der 70er Jahre Kollektoranlagen zur Warmwasserbereitung mit Erfolg in Betrieb. Und obwohl es sich bei der Photovoltaik um eine äußerst spezialisierte Technik handelt, ist dort eine Anlagenproduktion in Eigenregie möglich. Gerade die hier beschriebene Anwendung zeigt einen herausragenden Vorteil der Photovoltaik, nämlich ihre extrem dezentrale - bis zur Haushaltsebene reichende - Benutzbarkeit. Sauer kommt zu dem Schluß, daß trotz hoher Investitionskosten gerade diese Technik für viele Anwendungen, die nur kleine Leistungen erfordern, bereits heute wirtschaftlicher ist als die konventionellen Alternativen".
Sauer, Hans Dieter: Nutzung der Sonnenenergie in der Dritten Welt. Fehlschläge und Fortschritte. In: Entwicklung und Zusammenarbeit. 1988, Nr. 5. S. 16-17.