Nassim Nicholas Taleb

Skin in the Game

Ausgabe: 2019 | 2
Skin in the Game

Nassim Nicholas Taleb hat uns vor einigen Jahren mit „Der schwarze Schwan“ wichtige Hinweise geliefert, wie unser Denken mit unwahrscheinlichen Ereignissen umgehen soll, die aber extrem große Auswirkungen hätten. In seinem neuen Buch „Skin in the Game“ beschäftigt sich der britische Soziologe damit, wie Menschen unterschiedlich agieren, ja nachdem, ob sie für die Konsequenzen ihres Handelns selbst geradestehen müssen. Er plädiert dafür, dass wir unsere Haut aufs Spiel setzen, unsere „Skin in the Game“ haben sollten.

Wichtig ist für ihn der Begriff der Symmetrie zwischen möglichen positiven und negativen Konsequenzen des Handelns: Wer die Chance auf Gewinn hat, soll auch das Risiko des Verlustes tragen. Natürlich bezieht er sich dabei auch auf die Erfahrungen aus der Finanzkrise ab dem Jahr 2008.

Taleb behandelt in dem Buch „a) Ungewissheit und die Zuverlässigkeit von Wissen (…) oder, weniger vornehm ausgedrückt: Bullshit-Entlarvung; b) Symmetrie in zwischenmenschlichen Angelegenheiten: Fairness, Gerechtigkeit, Verantwortung und Gegenseitigkeit; c) Informationsaustausch bei Transaktionen und d) Rationalität in komplexen Systemen und in der Realität. Dass die Themen eng miteinander zusammenhängen und nicht voneinander getrennt werden dürfen, ist offensichtlich, wenn man (…) seine Haut aufs Spiel setzt.“ (S. 17) Das Zitat zeigt, wie es in dem Buch zugeht. Taleb schreibt schwungvoll, oft aggressiv, gleichzeitig aber gar nicht sonderlich leicht verständlich. Diese Kombination macht es der Leserin und dem Leser nicht immer leicht.

Der Vorschlag, dass man für Vorteile seine Haut aufs Spiel setzen soll, ist genauso brachial gemeint, wie er klingt. „Wir erwähnten bereits, dass sich dank des Prinzips ‚Skin in the Game‘ viele unfähige Piloten mittlerweile auf dem Meeresgrund befinden und viele gefährlich schlechte Autofahrer auf Friedhöfen mit netten, von Bäumen gesäumten Spazierwegen ruhen.“ (S. 34f.) Über Vernunft schreibt er: „Die einzige Definition von Rationalität, die ich für praktisch, empirisch und mathematisch schlüssig befunden habe, ist die folgende: Rational ist, was Überleben ermöglicht.“ (S. 322) Hier schimmert etwas durch, was in unserem Sprachgebrauch (etwas unrichtig) als „Sozial-Darwinismus“ bezeichnet wird. Überhaupt nicht ihre Haut aufs Spiel setzen müssen übrigens RezensentInnen. Das stellt Taleb schon vorab im Buch klar. (vgl. S. 74f.)