Über globale Gerechtigkeit

Ausgabe: 2018 | 3
Über globale Gerechtigkeit

Folgende zwei Bände machen deutlich, dass es Alternativen zum derzeitigen politischen Mainstream-Denken gibt, welches – dies zeigen die Zahlen – das Auseinanderdriften von Arm und Reich immer mehr vertieft:

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Franz Alt und Peter Spiegel legen mit ihrem Band "Gerechtigkeit" eine überzeugende Analyse darüber vor, dass Nachhaltigkeit und Frieden nur gemeinsam zu erreichen sind. Gerechtigkeit nur für die eigenen Leute zu wollen, bedeute „Weltwirtschaftskrieg“ (S. 9) und andauernde Instabilität. In einer globalen Energierevolution (hier ist Franz Alt Experte) sowie durch eine globale Bildungsrevolution (Peter Spiegel setzt auf die Möglichkeiten des Internets, Wissen und Bildung allgemein zugänglich zu machen) sehen beide zentrale Treiber einer zukunftsfähigen Entwicklung. „Die Ökologie wird die intelligentere Ökonomie“ (S. 97), meint Alt an einer Stelle und plädiert für eine „reife, ethische Marktwirtschaft“ (S. 93). „Nicht die Menschen sind dumm – dumm ist vielmehr, Menschen nicht die bestmögliche Bildung zu ermöglichen“, formuliert Spiegel pointiert. Er fordert eine Erneuerung der Demokratie von der lokalen bis zur globalen Ebene. Die Sustainable Development Goals (SDG) seien nur erreichbar, wenn die Symbolpolitik durch eine „Systempolitik“ ersetzt werde, etwa einen globalen Mindestlohn sowie einen ”Global Goals Fund” (S. 161), gespeist aus einer globalen Abgabe aller Länder von 1 Prozent ihres BIP. 

 

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Alexander Dill leitet das UN-SDG-Partnerschaftsprojekt „World Social Capital Monitor“. Dieses verfolgt das Ziel, die Wirtschaftskraft von Ländern nicht allein am BIP zu messen, sondern auch Aspekte des Sozialkapitals zu berücksichtigen. Viele Länder würden demnach bedeutend besser abschneiden. Dies müsste  in der internationalen Bewertung etwa für Kreditwürdigkeit berücksichtigt werden, so das Ziel des Vorhabens. Der Autor stellt bestehende Bewertungssysteme auf den Prüfstand. Er kritisiert die „Lüge der Armutsbekämpfung“ (S. 90) und schlägt statt Entwicklungshilfe ein bedingungsloses Grundeinkommen für die Länder des Südens vor. Dieses würde nicht mehr kosten, aber die Armut beseitigen und die Wirtschaft beleben.

 

 

 

 

 

 Bei Amazon kaufenAlt, Franz; Spiegel, Peter: Gerechtigkeit. Zukunft für alle. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2017. 189 S., € 16,99 [D], 17,50 [A] ISBN 978-3-579-08663-7

 Bei Amazon kaufenDill, Alexander: Die Welt neu bewerten.Warum arme Länder arm bleiben und wie wir das ändern können. München: oekom, 2017. 201 S., € 14, 95 [D], 15,40 [A] ISBN 978-3-96006-843-0