Sechs Bücher zur Klimakrise

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Sechs Bücher zur Klimakrise

„Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen“ führten Deutschlands bekannteste Klimaaktivistin Luisa Neubauer und der Umweltjournalist Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit. Dokumentiert ist dieses in dem Band Noch haben wir die Wahl (Tropen). Die beiden sind sich einig in der Dramatik der Klimakrise und der Notwendigkeit koordinierter Klimapolitik. Unterschiede treten zu Tage in der Einschätzung dessen, was bisher passiert. Neubauer ist ungeduldiger als ihr Gegenüber. Ulrich erkennt freilich auch Widersprüche, etwa im Zusammenhang mit großen Werbeinseraten der Automobilindustrie, von denen auch Die Zeit mitfinanziert wird.

Einen anderen Zugang wählt die Wirtschaftshistorikerin Annette Kehnel in Wir konnten auch anders (Blessing), einer „kurzen Geschichte der Nachhaltigkeit“. Die Autorin schildert Wirtschaftsweisen vor dem Kapitalismus, die heute in neuer Form an Bedeutung gewinnen könnten und sollten. Etwa die Wirtschaft der Klöster, der mittelalterlichen Commons, den lange Zeit selbstverständlichen Reparaturberufen, frühen Ansätzen von Kreislaufwirtschaften, Mikrokreditbanken, stadtnaher Landwirtschaft und frühen Minimalismus- und Suffizienzbewegungen. „Raus aus dem Käfig der Alternativlosigkeit“ lautet der Rat, den uns die Autorin gibt.

Da Klimaschutz und Klimapolitik nicht ohne Auseinandersetzung mit Wirtschaft zu haben sein werden und es wichtig ist, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, empfehlen wir den Band Macht Wirtschaft. Ökonomie verstehen und verändern (Publik Forum). Wolfgang Kessler erklärt anhand von sechs Streitfeldern, wie er es nennt, kontroverse Positionen zu den Bereichen Markt und Staat, Arbeit und Gerechtigkeit, Geld und Spekulation, Welt und Wirtschaft sowie Wachstum und Klima. Das Streitfeld Zukunft enthält je zehn politische und persönliche Handlungsvorschläge.

Mit konkreten Vorschlägen für Deutschland wartet der Politikwissenschaftler und Umweltberater Reinhardt Kleinöder auf. In seinem Buch Deutschland in der Klimakrise (oekom) zeigt der Autor auf, was beim Klimaschutz versäumt worden ist. Und noch wichtiger: Was passieren muss, um das Ruder noch herumzureißen? Der Band gibt konkrete Vorschläge, was wir jetzt tun müssen, um doch noch auf einen nachhaltigen Pfad zu gelangen.

Klimaaktivist:innen aus allen Regionen der Welt beschreiben ihr Engagement und ihre Sicht auf die ökologischen Krisen in dem Band Klima ist für alle da (Blanvalet). Insgesamt 60 junge Menschen kommen in dem vom Journalisten Akshat Rathi herausgegebenen Buch zu Wort, das zeigt, dass die Klimabewegung zu einem weltweiten Projekt geworden ist. Den nach Kontinenten untergliederten Kapiteln sind jeweils Fakten zur Region vorangestellt. Die 14-jährige Schülerin Raina Ivanova schildert im Vorwort, wie sie vom ersten globalen Klimastreik nach dem Auftreten von Greta Thunberg inspiriert wurde, sich der Bewegung anzuschließen. Ein ebenfalls beeindruckendes Buch aus der jungen Klimabewegung.

Wirtschaftsförderung wird meist verstanden als Förderung von Unternehmensansiedlungen, Clustern oder Ausbildungsstätten. Wie eine „Wirtschaftsförderung 4.0“ aussehen könnte, macht Michael Kopatz vom Wuppertal Institut in Wirtschaft ist mehr (oekom) deutlich. Er berichtet von einem Forschungsprojekt, in dem Ansätze von Local Business durch Regionalläden, Leerstandsmanagement, Upcycling- und Sharing-Initiativen, Urban Gardening und Ernährungsräte, regionale Energieerzeugung und Regionalwährungen beschrieben werden. Solche nachhaltigen Geschäftsmodelle zu fördern, biete ein erweitertes Verständnis von Regionalentwicklung.