Schule und Stadt. Lernorte, Spielräume, Schauplätze

Ausgabe: 1995 | 2

Der Band ist Teil der Reihe “Kindheiten". die sich zum Ziel gesetzt hat, "unser Wissen um und unser Verständnis für Kindheit zu einem ernstzunehmenden Bestandteil des Diskurses um die risikovolle Zukunft der Moderne werden zu lassen". Schule ist ein wesentlicher und viel diskutierter Bereich von Kindheit und Jugend.

Wilhelm Wittenbruch versucht sich einer diesbezüglichen Zukunftsvorstellung bzw. -theorie unter dem Begriff "Schulleben" zu nähern. Dabei definiert er Schule bzw. deren Aufgaben: "Schule wird als Institution angesehen, in der Heranwachsende Hilfestellung erfahren, um ihre Selbständigkeit anzubahnen." Dies können Lehrerinnen und Eltern realisieren, indem sie den Kindern und Jugendlichen "Möglichkeiten" eröffnen. In jedem stecken solche, er/sie muß lediglich dazu angeleitet werden, sie zu suchen und zu erproben. Geschehen soll diese Anleitung unter dem pädagogisch-gesamtheitlichen Konzept des "Schullebens" , welches all "jene schulischen Situationen und Begegnungsformen ... , die absichtsvoll nach pädagogischer Maßnahme gestaltet werden", bezeichnet. Zu konkretisieren ist diese Umschreibung als Einheit von Unterricht und Außenorientierung, also dem Geschehen im Klassenzimmer und dem Erleben der Umwelt sowie der die Schülerinnen umgebenden Menschen verschiedener Altersgruppen, Berufsgruppen etc.

Auf diese Weise soll jedem Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, sein individuelles Lebenskonzept zu entwickeln. Der Heranwachsende ist stets als Handlungsfigur ernst zu nehmen und nicht zum Objekt der Erziehung zu degradieren. Darüber hinaus dürfen die Außenaktivitäten nicht Anhängsel, sondern konstituierender Bestandteil schulischer Erziehung sein. Die einzelnen Handlungsmodelle sind nicht als überall anwendbare" Rezepte" zu verstehen, sondern sind jeweils an die "... Altersstufe, Lebensgeschichte, Schulart ... " zu adaptieren. 

Dieses gesamtheitliche, ins gesellschaftliche Leben weisende Konzept scheint die anderen Themen des Bandes zwingend notwendig zur Diskussion zu steIlen: u.a. Wertewandel - Berufsbildung - Ein- und Ausgrenzung der Schule - ästhetische Erziehung und Schularchitektur. Das alles ist aus einer Schule die als Teil des Lebens der Jugendlichen verstanden wird, nicht auszugrenzen.

S.Sch.

Schule und Stadt. Lernorte. Spielräume, Schauplätze für Kinder und Jugendliche Hrsg. v. Gunter Reiß. München: Juventa-Verl., 1995. 189 S. (= Kindheiten; 4). DM 29,80/ öS 233,-