Roman: Genobyl - 2038, die letzte Geburt auf dieser Welt

Ausgabe: 1988 | 3

Im Jahr 2038 n. Chr. wird das letzte Kind auf dieser Welt geboren. Dieser letzte Geburtsakt wird in Grönland stattfinden. Aber greifen wir den Ereignissen nicht vor. Durch einen Unfall in Genobyl - einem Labor für Biowaffen-Herstellung - werden Viren frei, die menschliche Eizellen zerstören. Ein Impfstoff zur Immunisierung der eigenen Bevölkerung war noch nicht entwickelt.

Dem an der Forschung maßgeblich beteiligten Gentechnologen Professor Igorew wird der Prozeß gemacht. Ein Prozeß, der eigentlich nicht mehr stattfinden müßte, denn es wird keine Nachfahren geben, die aus den Vorkommnissen um Genobyl lernen könnten. In spätestens 100 Jahren wird es keinen Menschen mehr geben. Die Zukunft der Menschheit neigt sich dem Ende zu. Im Prozeßverlauf eröffnet Igorew allerdings die Möglichkeit der Entwicklung eines Proteins, durch das sich die Viren nicht mehr an der Oberfläche der Eizellen andocken könnten. Kurz darauf wird er von schwerbewaffneten Männern aus dem Gerichtssaal entführt. Melissa, die Tochter des Professors, gründete nach der Genobyl-Katastrophe die Gruppe "Safe Mankind" , die maßgeblich an der Blockade Grönlands beteiligt ist. Dadurch sollte das Aussterben der Menschen noch etwas verzögert werden, da trotz rascher Ausbreitung des Virus Grönland wegen Lage und Kälte vorerst noch verschont blieb. Schließlich initiiert die Gruppe "Safe Mankind" eine Kommission, um Möglichkeiten für das Überleben der Menschheit zu prüfen. Dabei wird die - Sicherung des Überlebens durch Kinder aus eingefrorenen Embryonen und Eizellen sowie die Vorbereitung des humanen Auslebens der letzten Menschen in einer Count-Down-Gesellschaft diskutiert. Neben einer Kritik an unserem destruktiven Naturverständnis wird ein düsteres Bild vom Zu-Ende-Leben einer Bevölkerung geboten.

Ereignet sich das Aussterben der Menschen durch eigenes Verschulden wirklich oder bleibt uns dieses "Restrisiko" aus dem Genlabor erspart. Durch diese Geschichte wird eindrücklich auf die Gefahr der Entwicklung mikrobieller Kunstorganismen hingewiesen, deren mögliche Freisetzung unkalkulierbare Folgen haben könnte. Die sonst oft konstatierte Lust am Untergang wird in dieser SF-Story abgelöst vom Wunsch zur "Vorsorge" für den visionär in Aussicht gestellten Abgang des Menschen von diesem Planeten.

Dohmen, Karin: Genobyl. Letzte Geburt 2038? Tübingen: Pilus, 1988. 958. DM 23,80/ sfr 20,20/ öS 185,60