Michael Zürns Standpunkt zur Globalisierung ist ein gesamtgesellschaftlicher mit soziologischer bzw. juristischer Färbung. Statt „Globalisierung“ verwendet er den Begriff der „gesellschaftlichen Denationalisierung“': sie erfolgt, wenn sich die verdichteten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Handlungszusammenhänge „über die nationalstaatlichen Grenzen hinweg ausdehnen“.
Das Buch behandelt die Thematik in drei Abschnitten: Im ersten Teil, „Aufstieg und Niedergang der nationalstaatlichen Politik“, wird aufbauend auf einem abstrakten Typus eines demokratischen Wohlfahrtstaates, der später als Maßstab für heutiges und zukünftiges Regieren dient, eine Folgenabschätzung der Denationalisierung vorgenommen. Der zweite Teil, "Die zwiespältige Rolle internationaler Institutionen - Die Gegenwart des Regierens", liefert grundlegende Gedanken für das Projekt eines komplexen Weltregierens; so wird z. B. der Frage nachgegangen, wie ein demokratischer Meinungsbildungsprozeß angesichts internationaler Abhängigkeiten definiert werden könnte. Im 3. Abschnitt, „Das Projekt Komplexes Weltregieren - Die Zukunft des Regierens?“ werden die vorher dargestellten Grundlagen verwendet, um politische Regelungen zu argumentieren, die den globalen Zusammenhängen gerecht würden. Dieser Teil wird durch 15 Vorschläge exemplifiziert, die darlegen sollen, wie das Projekt der komplexen Weltregierung umgesetzt werden könnte: Zum Thema „Arbeit“ wird etwa eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes bei gleichzeitiger Einführung eines „Grundgehaltes“ vorgeschlagen, auch die „Tobin-tax“, also eine (internationale) Besteuerung von Kapitaltrans-aktionen findet Zuspruch; weiters sollen etwa NGOs semi-öffentlichen Status erhalten, um besser als (internationale) Kontrollinstanzen agieren zu können. G. M.
Zürn, Michael: Regieren jenseits des Nationalstaates, Globalisierung und Denationalisierung als Chance.
Frankfurt: Suhrkamp, 1999, 395 S. (Ed. Zweite Moderne) DM 38,- / sFr 35,- / öS 277,-