Privateigentum, Geld und Krise

Ausgabe: 1987 | 2

Den Sinn des Buches sieht der Autor darin, »in aller Krassheit zu verdeutlichen, dass Wirtschaften wie bisher nicht nur auf Dauer, sondern wahrscheinlich schon in Kürze selbstmörderisch ist«, Grundsätzlich beschreibt er drei Krisen: die ökonomische belegt er vor allem mit den Daten der steigenden Arbeitslosigkeit; die ökologische stellt er anhand ihrer negativen Folgen (Bevölkerungsexplosion, Rohstoffverknappung) dar; die ethische sieht er in der Abkoppelung des Wirtschaftssystems von menschlichen Werten. Im weiteren analysiert Heise, worin verschiedene politische Gruppen die Gründe für diese Situation sehen. Im Detail beschreibt er die Lösungsstrategien des bundesdeutschen Sachverständigenrates (Rat der Weisen), der Arbeitsgruppe »Alternativen der Wirtschaftspolitik« und deren jährliches Wirtschaftsmemorandum, sowie die Lösungsansätze der Grünen und der Marxisten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass keine der verfolgten oder vorgeschlagenen Strategien die Krise überwinden könne, da sie systemimmanent ist und ihr nur durch Abschaffung der auf »Privateigentum basierenden Geldwirtschaft« zu begegnen ist. Privateigentum hat Profitlogik, Zinsbürde und überdimensioniertes Wachstum zur Folge. Hauptfrage ist demnach, wie die Schaffung von Kollektiveigentum vor sich gehen kann, ohne dabei zentral-kollektives (staatliches), sondern vielmehr dezentral kooperatives Eigentum bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Marktwirtschaft zu erreichen. Positive Ansätze sieht Heise dabei in Arbeitnehmer-Selbstverwaltungsmodellen und gemeinwirtschaftlicher Produktion. Teilweise Entlehnungen könnten dabei vom Modell Jugoslawien oder dem schwedischen Arbeitnehmer-Lohnfonds gemacht werden.  

So populärwissenschaftlich und leicht lesbar das Buch beginnt, so mühsam wird es in einigen Teilen aufgrund seiner ausgedehnten volkswirtschaftlichen Erklärungen. Das Eingehen auf die Wirkungsmechanismen der Volkswirtschaft hebt es über viele »alternative« Bücher hinaus, die den theoretischen Nachweis für die Notwendigkeit neuer Strategien zumeist schuldig bleiben. Heise versucht, zwischen den Modellen sozialistischer Wirtschaftsordnung und gegenwärtig praktizierter »freier und sozialer Marktwirtschaft« einen dritten Weg zu gehen. Indem Eigentum (»an Haus und Hof«) grundsätzlich nicht in Frage gestellt, andererseits aber die Neutralisierung von Produktionsmitteln auf kooperativer Basis vorgeschlagen wird, bietet das Buch interessante Ansätze zu einem alternativen Wirtschaftsmodell.

Heise, Arne: Privateigentum, Geld und Krise. Diskussionsbeitrag zur ökonomisch-theoretischen Fundierung des demokratischen Sozialismus. Berlin: Express-Edition, 1985. 131 S.