Namhafte Autorinnen aus den politischen Wissenschaften sowie aus Umweltverbänden spüren dem Stand und möglichen Zukünften der Umweltbewegung in Deutschland nach, wobei u.a. Fragen der Organisation, der Strategien und des Verhältnisses zu Wirtschaft und Politik sowie Perspektiven einer europäischen Umweltpolitik thematisiert werden. Martin Jänicke etwa warnt vor dem gegenwärtig praktizierten „End-of-the-Pipe-Umweltschutz" und ermuntert die Umweltbewegungen zu einer neuen Radikalität, die die "langfristigen und globalen Erfordernisse des Umwelt- und Ressourcenschutzes" im Auge behält. Ulrich Beck fordert - ausgehend von der "verlorenen" Sicherheit in der Risikogesellschaft - legistische Verankerungen des Umweltschutzes und nennt dabei u.a. die konsequente Anwendung des Verursacherprinzips, die Reformierung des Haftungsrechts, die Aufdeckung der" Unversicherbarkeit vieler großtechnischer Anlagen" sowie die Festschreibung von Entschädigungsleistungen. Nur so könne "politische Reflexivität" erreicht werden, denn das" Bombardement mit apokalyptischen Visionen" bestärke nur Ohnmacht und Fatalismus. Der im Umwelt- und Arbeitsschutz tätige Naturwissenschaftler Manuel Kiper kritisiert die boomende "Konjunktur des Ökomarketings" und stellt diesem einen neuen Lebensstil entgegen. Seine Vorschläge: "Halber Konsum, doppelte Produktlebensdauer, Verlangsamung als Prinzip". Neben diesen grundsätzlichen Beiträgen finden sich Bestandsaufnahmen über die Struktur und Stärke deutscher Umweltverbände (etwa durch den Politologen Dieter Rucht) und konkrete Beispiele für politische Strategien, etwa das Konzept der positiven Konkurrenz um die beste Umweltpolitik, das der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) durch öffentliche "Begutachtungen" der Länder- und Gemeindenumweltaktivität verfolgt. Ebenfalls thematisiert werden die sog. Mediationsverfahren, die den Weg von der Konfrontation zur Kooperation aller Beteiligten an Umweltkonflikten versuchen. H. H.
Wohin - aber wie? Positionen und Perspektiven der Umweltbewegung. In: Politische Ökologie. Hrsg. v. Jakob Radloff. München: Gesellschaft. f. ökologische Kommunikation, 1993 (Politische Ökologie; 31). S. 16-80. DM 14,80/ sFr. 12,50/ öS 115
