Planetarische Politik nach dem Kalten Krieg

Ausgabe: 1992 | 4

Westliche Massendemokratie und Menschenrechte stellen zwar den Anspruch auf Universalität, und die Geschichte scheint - nach dem Tod des Kommunismus - diesen zu bestätigen; von der Verwirklichung sind wir aber weit entfernt, denn: "Wo wenig Brot zu verteilen ist, da verengt sich auch der Platz für die Würde." Vorbehaltlos und nüchtern analysiert der Autor die Zukunft der "Weltgesellschaft". Dem Kampf zweier Ideologien wird nicht der ewige Friede folgen, sondern der Kampf um die Verteilung der knapper werdenden Güter (bis hin zu Luft und Wasser). Die Forderung der Armen nach Teilhabe am Wohlstand der Reichen sowie die rasante Bevölkerungsexplosion (als „factum brutum") werden die Lage zuspitzen. Faschismus ist noch immer möglich, wenn die "Angst vor der Quantität" umschlägt in einen "Hass gegen die Qualität". Im Westen behält der Nationalstaat als Instrument der Wohlstandssicherung bzw. Abschottung seine Bedeutung. Der Nationalismus im Osten wird verstanden als Versuch, durch Abspaltung vom alten Zentrum schneller den Anschluss an den reichen Westen zu schaffen. Der islamische Fundamentalismus hingegen sei gerade in seiner antiwestlichen Haltung Ausdruck des Ringens, in eigener Identität Macht und Mitspracherecht in der Weltgesellschaft zu erlangen. Die Kriege in der Dritten Welt werden nicht ab-. sondern zunehmen, da den entwurzelten Massengesellschaften das integrierende Band des Massenwohlstandes fehlt und das Interesse der Großmächte arn Süden merklich sinkt. Von Friedensdividende sei keine Spur: Die Hochrüstung tritt in ein neues technisches Stadium und wird durch das Verschwimmen der Grenzen zwischen zivilen und militärischen Entwicklungen immer unüberschaubarer. Den zukünftigen großen Krieg vermutet der Autor zwischen Japan und den Vereinigten Staaten: Er wird mit vollautomatisierten Waffen im Weltraum oder irgendwo auf einem Ozean ausgefochten werden. Eine alles in allem sehr pessimistische Analyse, die "planetarische Politik" nicht als globales Handeln im Sinne des Wohles der Menschheit versteht, sondern als Kampf der Großen um Wirtschaftsmärkte und politische Macht. H. H.

Kondylis, Panajotis: Planetarische Politik nach dem Kalten Krieg. Berlin: Akademie Verlag, 1992. 138 S., DM 28,- / sFr 23,70/ es 218,40