Moshe Zimmermann

Niemals Frieden?

Ausgabe: 2025 | 2
Niemals Frieden?

Was Moshe Zimmermann mit diesem Buch anzubieten versucht, so schreibt er, das ist konstruktiver Pessimismus. Und berücksichtigend wie schnell sich Dinge ändern können, legt der Historiker den Fokus nicht auf die neueste Information oder Sensation, sondern auf Kontext, denn „Geschichte ereignet sich im Kontext und ist nicht monokausal zu verstehen“; und: „Dabei sollte Kontextualisierung aber nicht mit Relativierung verwechselt werden, denn wenn die Kontextualisierung die Relativierung zum Ziel hat, ist das mit Recht zu kritisieren“ (S. 13).

Seit Jahrzehnten setzt sich Zimmermann, mittlerweile Professor emeritus für moderne Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, publizistisch wie forschend mit Nationalismus, Antisemitismus und deutsch-jüdischer Geschichte auseinander. Das Vorwort von „Niemals Frieden?“ ist auf den 15. Januar 2024 datiert, die Ausführungen zu soziopolitischen und religiösen Dynamiken innerhalb Israels, wie auch zwischen Israel und Palästina, finden entsprechend vom Aktualitätsgrad vor dem Hintergrund des Terrorangriffs des 7. Oktober 2023 und dem bis dato andauernden Krieg in Palästina statt. Und bieten, wie schon gesagt, Kontext. Zimmermann strukturiert dabei klar, erklärt anschaulich, nimmt sich Zeit für Begriffserklärungen und bietet zusammengefasst ein gut aufbereitest, differenziertes, flüssig zu lesendes Buch.

„Die Zweitstaatenlösung und ihre Gegner“, „Europäische Wurzeln, postkoloniale Rückschau“, „Von der Säkularisierung zum Fundamentalismus“ – in gesamt 14 Kapiteln widmet sich Zimmermann Entwicklungen, die sich von zunehmender Gewalt und Radikalität bestimmt sehen. Er beginnt dabei zwar schon im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, bettet hier auch die Gründung der zionistischen Bewegung ein, fokussiert aber auf die 75-jährige Geschichte des Staates Israel, mit Schwerpunkt auf die Zeit nach dem Sechstagekrieg 1967, denkt dabei die internationale Gemeinschaft stets mit, gerade auch wenn es um die Bedeutung einer vermehrten Unterstützung bei einer Konfliktlösung im Jetzt geht. „Israel als deutsche Staatsräson“ erfährt dabei in einem eigenen Kapitel starke Kritik, etwa mit dem Vermerk: „Wenn die deutsche Regierung das Bekenntnis zu Israels Sicherheit als Staatsräson ernst nehmen will, muss sie auch einen Konflikt mit Israels Regierung in Kauf nehmen“ (S. 53). 

Soweit in Kürze. Bei allem bleibt Zimmermann stets, wie er sagt, konstruktiv pessimistisch. Eine empfehlenswerte Lektüre.