Nationaler Umweltplan Österreich

Ausgabe: 1996 | 2

Drei Jahre lang wurde unter Einbindung von fast 400 Expertinnen aus verschiedenen Ministerien, den Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretungen, den Umweltorganisationen sowie aus der Forschung am Nationalen Umweltplan Österreich (NUP) gearbeitet, ehe dieser im Sommer 1995 der Bundesregierung zur Beschlußfassung vorgelegt werden konnte. Der NUP enthält konkrete Zielbestimmungen und Maßnahmenkataloge für eine nachhaltige österreichische Umwelt- und Wirtschaftsentwicklung für die Sektoren Energie, Industrie und Gewerbe, Verkehr und Transportwesen, Landwirtschaft, Wald und Wasser sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft. Der Zeithorizont der Berechnungen und Vorgaben erstreckt sich bis zum Jahr 202S. In dieser Zeitspanne soll nicht nur eine drastische Reduzierung des C02-Ausstoßes im Sinne des Toronto-Zieles (20%-Reduzierung bis 2005 gemessen am Stand von 1988)' sondern auch eine merkliche Beschränkung der Stoff- und Güterströme, eine Ökologisierung von Landwirtschaft und Tourismus sowie eine nachhaltige Umstrukturierung des Energiesektors erreicht werden. Auch wenn Österreich aufgrund seiner geographischen Lage in einer klimatisch gemäßigten Zone liegt und wegen seiner vielfältigen topographischen Gliederung mit reichen Wasservorkommen und einer relativ reichhaltigen Fauna und Flora zu den ökologisch begünstigten Ländern zählt, gibt es genügend Probleme, die nachhaltige Strukturveränderungen erfordern. Ein besonderes Beispiel hierfür ist das weiter steigende PKW- und LKW-Aufkommen, das durch Lärm, Schadstoffe und Staus nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern mit einem geschätzten Anteil von 27% an den Gesamt-CO2-Ernmissionen auch wesentlich zur Klimaerwärmung beiträgt. Allein das auf Österreichs Straßen transportierte, in Tonnenkilometer gemessene Güteraufkommen soll bis zum Jahr 2020 - so die Schätzungen des NUP - um 100% gegenüber 1991 steigen! Auch beim motorisierten Individualverkehr (MIV) werden weitere Wachstumsraten erwartet. Die vom Umweltplan geforderten Antworten auf diese Entwicklungen sind nicht neu: Verringerung der Transportwege, Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene, verkehrsaufkommenvermindernde Raumordnung, Einführung von Niedrigenergieautos und nicht zuletzt Herstellung von Kostenwahrheit über die Verteuerung des Treibstoffs und flächendeckendes Roadpricing (etwa über On Board Units). Stellvertretend für die vielen Maßnahmebündel zu den übrigen eingangs zitierten umweltrelevanten Bereichen seien noch genannt, die Forderung nach einem permanenten Monitoring der Stoffströme, das zu einer Umstrukturierung des Produktionssektors führen soll, sowie die verfassungsmäßige Verankerung der Bedeutung der Landwirtschaft für die Erhaltung der  Umwelt, die dieser öffentliche Förderungen garantieren soll. H.H. 

Nationaler Umweltplan Österreich. Hrsg. v. d.  Österr. Bundesregierung. Red.: Bundesminister f. Umwelt. Wien: Eigen-Verl., 1996 (Nachdruck). 324 S.