Seit zehn Jahren hat der Wissenschaftsjournalist, Fotograf und Filmemacher Kurt Mündl Gespräche mit Konrad Lorenz geführt. Zum Anlaß des 85. Geburtstags des Gelehrten wurden sie nun in Buchform herauszugeben.
Einleitend erzählt Lorenz über sich selbst, über Frau und Elternhaus, die ihn maßgeblich geprägt und ihn zu dem haben werden lassen, wofür er sich zeitlebens nachdenkend wie forschend interessiert und auch politisch engagiert hat. Es folgen "Betrachtungen zum System des Lebendigen", in denen vor allem auf die Auswirkungen des menschlichen Tuns auf Phylogenese und Evolution eingegangen wird. Dabei kommt Lorenz auch auf Fragen der Ästhetik und Kultur zu sprechen, denn dort liegen für ihn die Ursachen der Naturentfremdung und -zerstörung. Gedanken zur Vermenschlichung der Tiere, Überlegungen zum Sterben von Wäldern und Gewässern, zu Genmanipulation, Tierschutz und Tierversuch, aber auch zur Dokumentation der Natur in Film und Fotografie findet man im Abschnitt "Die veruntreute Schöpfung".
Das Verhältnis der Generationen zueinander, das Problem der Überbevölkerung und schließlich die Frage, ob und wie die Welt in Zukunft auch ohne den Menschen denkbar wäre, rückt die moralisch-philosophische Dimension des Lorenzschen Denkens ein weiteres Mal in den Vordergrund. Nicht fehlende Intelligenz, sondern mangelndes Verständnis für Zusammenhänge sieht er als die Schwäche der menschlichen Gattung an: "Er (der Mensch) ist so gescheit geworden, daß er zwar die natürlichen Voraussetzungen seines Lebens hinreichend durchschaut, um sie nachhaltig zerstören zu können, aber er ist nicht klug genug, um diese natürlichen Voraussetzungen erhalten zu können ... Die große Gefahr liegt darin, daß unsere Art sich ausrottet und damit auch alles andere Organische ausrottet, mit ins Verderben reißt, das ist das wahrhaft Unethische!"
Vieles, was hier zusammengestellt wurde, erscheint aus anderen Zusammenhängen bekannt, ist in anderen Schriften von Lorenz auch umfassender dargestellt. Hingegen zeigt sich gerade im Gespräch, wie selbstverständlich und menschlich konsequent sich Gedanken aneinanderfügen, die für gewöhnlich auch nicht in einem erweiterten Begriff der Naturwissenschaft Platz finden. Eine Chronologie der Gespräche sowie einige Informationen über Auswahl und zeitgeschichtlichen Hintergrund der Texte wären zu wünschen gewesen. (Ein umfassendes Interview, das Hubert Weinzierl und Bernd Lötsch mit Lorenz geführt haben sowie ein anschließender Diskussionsteil findet sich in "natur" 11/88, S 28ff.)
"Rettet die Hoffnung". Konrad Lorenz im Gespräch mit Kurt Mündl. Wien (u.a.): Jugend & Volk, 1988. 214 S. DM 31,80/sfr 27,-/ös 248,-