Klimaschutz in der Gemeinde

Ausgabe: 1997 | 4

Die Vorzeichen für ein entschiedenes Vorgehen der internationalen Staatengemeinschaft in Sachen Klimaschutz stehen nach der Kyoto-Vorbereitungskonferenz in Berlin nicht gut. So bedauerlich dies auch ist so kann es nicht bedeuten, den Dingen freien Lauf zu lassen, sprich Treibhausgase wie bisher in die Atmosphäre auszusetzen. Soll das Toronto-Ziel (minus 20% CO2-Emissionen auf der Basis von 1988) zu erreichen - das Reduktionsziel des Klimabündnisses liegt mehr als doppelt so hoch - nicht in den Wind geschrieben werden, wird es darauf ankommen, den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen und - vor allem auch - mit gutem Beispiel voranzugehen. Den Gemeinden als kleinsten politischen Einheiten kommt dabei eine besondere Rolle zu, da Maßnahmen vor Ort konkret erfahrbar sind und gemeinsame Anliegen auch soziale Bezüge stiften. Wie facettenreich „Klimapolitik von unten" sein kann, weist eine vom ”Klimabündnis Salzburg" im Auftrag des Landes Salzburg erstellte Studie eindrucksvoll nach. Joe Kemptner (für den Bereich "Energie") und Hans Holzinger (Bereich "Verkehr") haben insgesamt 20 "Bausteine" zusammengetragen, die, auf detaillierte Basisinformationen aufbauend, Handlungspotentiale, gesetzliche Rahmenbedingungen und Förderungsmöglichkeiten ebenso umfassen wie konkrete Beispiele erfolgreicher Umsetzung. Zu Ende jeden Abschnitts finden sich zudem praxisorientierte "Empfehlungen an die Gemeinde", die zusammengenommen ein Bündel von 82 Vorschlägen ergeben. Es ist den Autoren hoch anzurechnen, daß sie trotz der Vermittlung zahlreicher Fakten und Daten keinen ”Pflichtenkatalog" erstellt haben. Die Studie ist vielmehr   als Einladung zu verstehen, sich als Gemeinschaft wie auch als Einzelner - durchwegs auch mit materiellem Gewinn - für ein besseres Klima vor Ort einzusetzen. Ob es (neben anderem) um Raum- und Bauordnung, Energiebuchhaltung, die Erstellung eines Energiekonzepts, die Ausarbeitung eines Energiesparvertrags („Contracting"). Wärmedämmung, Planung eines Niedrigenergiehauses oder Tipps zum Stromsparen im Alltag geht: Motivation geht durchwegs vor Kritik, wozu auch der durchgehende Hinweis auf kompetente Partner und weiterführende Literatur) wesentlich beiträgt. Das gilt auch für den Bereich Verkehr, wobei etwa kommunalen Gestaltungsmöglichkeiten (Orts- und Stadtentwicklung der kurzen Wege) oder der sanften Mobilität im Tourismus ebenso Raum gegeben wird Möglichkeiten der Verhaltensänderung, die beim Einzelnen ansetzen (Mobilitätsprotokoll u.a.m) Daß knapp 2/3 der Personentransportleistung in Österreich auf den motorisierten Individualverkehr fällt und dieser nachweislich der größte Produzent von CO2 ist (pro Liter Benzin sind es 2.43 kg!) kann nur heißen, andere Formen der Mobilität attraktiver zu machen. Es ist zu hoffen, daß diese Broschüre dazu einen Beitrag leistet. Auch wenn Zahlen, Fakten und Adressen durchwegs auf Stadt und Land Salzburg Bezug nehmen, so ist die Arbeit aufgrund des gelungenen Konzepts gewiß auch für Klimabündnis-Initiativen von Interesse. W. Sp.

Kemptner, Joe; Holzinger, Hans: Klimaschutz in der Gemeinde. Maßnahmenvorschläge zu den Bereichen "Energie" und "Verkehr“: Hrsg. v. Klimabündnis Salzburg im Auftrag des Landes Salzburg. Eigenverl; 1997. ca. 180S.