Susanne Götze, Annika Joeres

Die Klimaschmutzlobby

Ausgabe: 2021 | 1
Die Klimaschmutzlobby

„Wir wollten wissen, warum heute nahezu alle Politiker und Wirtschaftslenker Klimaschutz predigen, aber doch Gesetze verabschieden, die diesen verhindern.“ (S. 14) Damit begründen die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres die Arbeit an ihrem Buch Die Klimaschmutzlobby. Drei Jahre lang haben die beiden in Lobbyregistern recherchiert, sich bei den Klimawandel leugnenden Konferenzen umgehört, aber auch Ministerien, Parlamentssitzungen und EU-Ausschüsse besucht. Nicht immer seien sie freundlich empfangen worden, berichten sie.

Lobbyismus sei weder strafbar noch illegal, sondern Teil unserer Demokratie. Das Problem bei der Klimaschutz-Bremser-Lobby sei jedoch ihre immense Macht und ihre exzellente Vernetztheit, so die beiden. Nicht die plumpen Klimawandelleugnerinnen bzw. -leugner, sondern die, die verzögern, die sich bewusst mit öffentlichen Polemiken gegen Klimaschutz zurückhalten, seien das größte Problem: „Diese Verteidiger des vorigen Jahrhunderts sind die unsichtbaren Klimaschutz-Bremser, und sie sind gefährlicher als die einfachen Verschwörungstheoretiker. Denn sie sitzen seit Jahrzehnten an der Macht.“ (S. 16)

Götze und Joeres beschreiben im ersten Teil des Buchs spezifische Gruppen, die den Klimaschutz bremsen: neue rechtspopulistische Köpfe, „die Stimmung gegen Klimaschutz machen“ (S. 42ff.), neoliberale Thinktanks „und ihre großzügigen Spender“ (S. 63ff.), die Agrarlobby, „die eine klimafreundliche Ernährung verhindert“ (S. 78ff.) sowie die expliziten Klimawandelleugnerinnen und -leugner in den USA, Brasilien und Europa (vgl. S. 99ff.).

Im zweiten Teil werden konkrete Beispiele benannt – etwa der Einfluss der Kohle- und Luftfahrtindustrie auf Entscheidungen in Brüssel – außerdem klimaschutzbremsende Kräfte in Deutschland, Frankreich und Großbritannien offenbart. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Kohlelobby in Osteuropa. Im Ausblick geben die Autorinnen „fünf Maßnahmen der Klimaschutzlobby“ wieder – von der Verteuerung klimaschädlichen Konsums und der Verringerung des Fleischkonsums (China möchte diesen laut Ernährungsempfehlungen bis 2030 halbieren) über den Ausstieg aus der Kohleindustrie bis hin zu neuen Wegen in der Mobilität.