Als Klimaforscher, der seit Jahrzehnten die Öffentlichkeit aufrütteln möchte, hat man es nicht immer leicht: In seinem jüngsten Buch zum Klimawandel, Heisszeit, beschreibt Mojib Latif, wie er mit Skepsis und sogar mit Anfeindungen zu kämpfen hatte und hat. Gerade deshalb nimmt Latif sich nicht nur vor, in seiner Publikation die physikalischen Grundlagen des Klimawandels zu erklären, sondern er widmet auch den Argumenten, die eine Leugnung des Klimawandel unterstützen, großen Raum – und widerlegt diese überzeugend.
Warum passiert so wenig?
Gleich zu Beginn seiner Ausführungen macht Latif klar, dass der Klimawandel bereits im vollen Gange ist und es nur mehr um Schadensbegrenzung geht. Doch warum passiert so wenig? Die räumliche und zeitliche Entfernung der Auswirkungen des Klimawandels tragen dazu bei, dass kaum wirksame Maßnahmen gesetzt werden. Außerdem dessen Komplexität, und vor allem Desinformationskampagnen, die den Klimawandel leugnen: „Das in Mode gekommene Leugnen von Fakten, insbesondere auch durch exponierte Personen des öffentlichen Lebens, was auch immer ihre Motive sein mögen, ruft eine enorme Verunsicherung in der Bevölkerung hervor. Es herrscht gerade beim Thema Klimawandel so etwas wie eine informierte Verwirrtheit: Die Bürgerinnen und Bürger werden mit sich widersprechenden Informationen geradezu überhäuft.“ (S. 124) Soziale, aber auch traditionelle Medien spielen hier eine problematische Rolle: Erstere, indem Falschinformationen ungefiltert Millionen von Menschen erreichen; zweitere, indem sie Positionen überproportional viel Aufmerksamkeit widmen, die den Klimawandel in Frage stellen oder Forschungsergebnisse zu diskreditieren suchen. Der Autor beschäftigt sich mit den Parallelen zwischen der Klima- und der Coronaviruskrise: „Was mich sehr besorgt, ist die Tatsache, dass sich die Menschheit nicht auf existenzielle Bedrohungen vorbereitet oder versucht, falls möglich, sie ganz zu vermeiden, selbst wenn die Risiken hinlänglich bekannt sind. Dies gilt sowohl für die Coronaviruskrise als auch die Klimakrise.“ (S. 167)
Die Klimakrise lässt sich überwinden
Lässt sich die Klimakrise denn überhaupt noch überwinden? Ja, meint Latif. Und zwar, wenn ein radikales Umdenken in allen Lebensbereichen kommt, und eine „Allianz der Willigen“ eine internationale Vorreiterrolle einnimmt. Die Entwicklung innovativer Technologie spielt dabei eine Schlüsselrolle, wie auch grundlegende Veränderungen im Wirtschaftssystem und unserem Lebensstil: „das Undenkbare denken“ wünscht sich Latif, um eine lebenswerte Erde zu bewahren (vgl. S. 193).