"Wenn ich groß bin, möchte ich gerne Fußballer werden, und ich möchte gern saubere Luft atmen und auf einem sauberen Spielfeld spielen können. So klar beschreibt der 8jährige Max seine Wünsche an die Zukunft: "Ich bin jetzt acht Jahre alt und möchte gern in einer Welt ohne Waffen leben. .Max ist eines der 550 Kinder, die sich am letztjährigen Schreibwettbewerb der Gewerkschaftszeitung "METALL beteiligten. 600/0 der Einsendungen zu dem Thema "Meine Zukunft" stammen von Mädchen, 15% von ausländischen Kindern. Die Idee der vorliegenden Dokumentation - die Briefe der Kinder sind durch Beiträge von Horst-Eberhard Richter, Winfred Kaminski und Gudrun Pausewang ergänzt - ist aus der Empörung vieler Kinder über Politiker entstanden, "die bloß reden und reden und nichts tun Und der Wunsch, etwas zu tun, ist aus vielen Briefen deutlich zu entnehmen: "Wenn ich Bundeskanzlerin wäre ...“ so beginnt die 12jährige Anke ihre Zukunftsvisionen. Als erstes würde sie das Treibgas in Spraydosen verbieten; erst wenn sie in ihrer politischen Eigenschaft alle Waffen, Gifte und Kriegsminister abgeschafft hat, will Anke Lehrerin werden, u. a., weil Lehrer so viele Ferien haben. Stellt man der Hellsichtigkeit der Kinder Umfragen bei den Eltern gegenüber, die keine Erklärungen für die Sensibilität ihrer Kinder in Bezug auf die Zukunft haben, muß man endlich einem Phänomen Rechnung tragen, das sich beispielsweise darin äußert, daß 12jährige finnische Kinder mehr Angst vor einer Atomkatastrophe als vor privaten Unglücksfällen oder Krankheiten in der Familie haben - und das in einem neutralen, atomwaffenfreien Land. Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter meint in diesem Zusammenhang: „Kinder sind hellhöriger und hellsichtiger, als man gemeinhin meint. Und Kinder nehmen bei ihren Eltern auch solche Befürchtungen und Konflikte wahr, die diese vor den Kindern zu verbergen suchen. Die Atomkatastrophen haben nicht Halt vor den Kinderzimmern gemacht: "Das Leben der Kinder wirklich schützen kann nur, wer sie nicht arglos läßt, sondern sich zusammen mit ihnen den Ansprüchen der Wirklichkeit aussetzt.
So soll die Welt nicht werden. Kinder schreiben über ihre Zukunft. R. Rusch (Hrsg.) Kevelaer: Anrich-Verl., 1989. 143 S.