
„Beteiligung interkulturell gestalten. Ein Lesebuch zu partizipativer Stadtentwicklung“ des Kollektivs INTERPART (INTERkulturelle Räume der PARTizipation, S. 12) versucht gesellschaftliche Diskurse der Inklusion und Exklusion bestimmter marginalisierter Gruppen in die Praxis zu übertragen. Mit ihrem Engagement entsprechen sie dabei dem Zeitgeist der sozial-integrativen Stadtplanung. INTERPART will Menschen dazu animieren, über interkulturelle Stadtentwicklung nachzudenken. Das theoretische und methodologische Instrumentarium liefern die Autor:innen in ihrem Lesebuch.
Eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis
Die Autor:innen, die wissenschaftlich hauptsächlich den Bereichen Geografie sowie Raum- und Designforschung zuzuordnen sind, vertreten den Ansatz, eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu schlagen, der „transdisziplinär, transformativ, partizipativ“ (S. 17) sein soll und sich in sogenannten Reallaboren niederschlägt: „In Reallaboren findet eine Verdichtung von Aushandlungsprozessen statt. Sie werden eingesetzt, um Problemlagen, Bedürfnisse und Erwartungen derjenigen, für die und mit denen man forscht, herauszufinden und ihre Vorstellungen zueinander in Bezug zu setzen.“ (S. 24) Als selbstreflexive Räume sollen die Reallabore offen für Vorschläge, Anregungen und Bedürfnisse der Stadtbewohner:innen sein und besonders auch Menschen mit Migrationserfahrung ansprechen.
Als häufige Barrieren für Beteiligungsprozesse nennen die Autor:innen beispielsweis Sprache (S. 69) oder Erfahrungen mit (strukturellem) Rassismus (S. 101). In verschiedenen Diskursformaten will das Projekt diese Barrieren abbauen und zu einem gemeinsamen Dialog anregen. Die Autor:innen führen dafür eine Reihe von Methoden auf, die sich sowohl im analogen als auch im digitalen Raum umsetzen lassen und Workshops sowie Installationen umfassen. (S. 118ff.) Dabei hat sich herausgestellt, dass eine narrative Herangehensweise zu mehr Partizipation führt.
INTERPART hat innerhalb von drei Jahren an den Standorten Wiesbaden-Biebrich und Berlin-Moabit Methoden entwickelt, die zu mehr Beteiligung in der Stadtentwicklung führen können. Das Ergebnis sind „Handlungsmöglichkeiten“ (S. 201), die, so die Autor:innen, aber noch keine dauerhafte Wirkung haben. Erst langfristige Interventionen und Aktionen können zu strukturellen Veränderungen führen.
Einblicke, wie Prozesse von Stadtentwicklung aussehen können
Der Bericht des INTERPART-Projekts liefert eine Reihe von aktivierenden und partizipativen Methoden, die ein breites Spektrum von Zielgruppen ansprechen soll. Dabei arbeiten die Autor:innen mit einem Kulturbegriff, der sich vor allem an einem migrantischen Milieu orientiert. Der Bericht liefert keine Ergebnisse, sondern beschreibt exemplarische Prozesse. Obwohl sich der Text an manchen Stellen wiederholt und komplexe Prozesse teilweise vereinfacht darstellt, bietet er vielfältige Einblicke, wie Stadtentwicklungsprozesse aussehen können.