Maria Kapeller

Lovely Planet

Ausgabe: 2023 | 1
Lovely Planet

„Wir tragen nicht nur Koffer, sondern auch Verantwortung“. Dies ist zu lesen auf dem Reiseblog www.kofferpacken.at von Maria Kapeller. „Langsam reisen“, „Achtsam reisen“ „Das Glück vor der Tür“ – so einige Rubriken dieses Blogs für eine neue Reisekultur. Mehr dazu findet man in dem vor kurzem erschienenen Buch „Lovely Planet“ der Autorin und Journalistin. Der Titel ist eine Anspielung auf den Reiseführer „Lonely Planet“, einst die Bibel der anders Reisenden, der Rucksacktourist:innen. Doch der Tourismus sei immer mehr zur Selbstinszenierung mit ständigen Postings auf den Sozialen Medien verkommen, so Kapeller. Der Tourismus habe zwar eine große wirtschaftliche Bedeutung, doch meist profitierten nur Hotelketten und Großinvestor:innen, nicht die Einheimischen von den Einnahmen. Und die ökologischen Probleme seien mittlerweile allseits bekannt – etwa die Treibhausgase des Fliegens oder das Zubetonieren von Landschaften.

Das Buch behandelt viele Aspekte des Reisens und des Tourismus. Kapeller geht dem statusorientierten Reisekonsum als Anhäufen von bereisten Ländern ebenso nach wie dem Müll, den wir in diesen hinterlassen. Sie zeigt auf, was der Overtourismus für die bereisten Stätten bzw. Menschen bedeutet. Sie lädt aber auch ein zu einem anderen, einem bewussten Reisen.

In den ersten Kapiteln geht es um die Fallen, die falschen Hoffnungen und Illusionen, die mit dem Reisen verbunden werden, sowie um die Folgen für die Umwelt und für die Bereisten. „Warum reisen wir so maßlos?“ fragt Kapeller sich und uns. Sie interviewt dazu Expert:innen der Tourismusforschung, aber auch aus der Psychologie und Philosophie. Sie appelliert an etwas mehr Bescheidenheit und Dankbarkeit für das, was wir an Wohlstand haben, und für eine ökologisch gebotene Begrenzung des Reisens, wie ein Zukunftsszenario am Ende des Bandes vorschlägt.

Ein wichtiges Buch über „Reisen als Flucht oder Erfüllung“, einen neuen „Reiserealismus“ sowie ein „zukunftsverträgliches Reisen“, das Zeit und Offenheit für Neues erfordert und dem Häppchen- und Schnäppchen-Einsammeln eine Absage erteilt. Kein Buch gegen das Reisen, aber für mehr Achtsamkeit dabei. Bei der Präsentation des Buches in der Robert-Jungk-Bibliothek warnte Maria Kapeller: „Glück kann man nicht buchen, sondern muss man selber gestalten.“