Im Zeitalter Künstlicher Intelligenz

Ausgabe: 2018 | 2
Im Zeitalter Künstlicher Intelligenz

Im Zeitalter künstlicher IntelligenzEine Vielzahl an Studien über die Auswirkungen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Arbeitswelt liegt mittlerweile vor. Warnenden Berichten vom Ende der Arbeit stehen nüchternere Prognosen gegenüber, die mehr von Tätigkeitsverschiebungen als von Arbeitsplatzverlusten sprechen. Als Guru für KI gilt der Professor für Physik am MIT Max Tegmark, der mit seinem Buch „Leben 3.0. Menschsein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz“ dick aufträgt. „Werden mechanische Gehirne den Menschen überflüssig machen, wie mechanische Muskeln Pferde überflüssig machten?“, fragt Tegmark pathetisch (S. 189). Neben bereits bekannten Einsatzbereichen wie der automatisierten Produktion oder der computerunterstützten Chirurgie und Labortechnik fügt der Autor weitere hinzu: KI werde im Transportwesen durch selbstgesteuerte Fahrzeuge die Verkehrsunfälle drastisch senken (Tegmark meint um „mindestens 90 Prozent“, S. 149), Unfälle in Atomkraftwerken unwahrscheinlich machen, Cyberkriminalität erschweren (hier ist der Autor jedoch skeptisch, es sei unwahrscheinlich, dass die Verteidigung im „Rüstungswettlauf der Computersicherheit“ gegen die Angreifer gewinne, S. 158). Optimistisch ist Tegmark hinsichtlich Verbesserung der Justiz durch „Roborichter“, da diese vorurteilsfrei urteilen und mittels „Magnetresonanztomographiescanner“ ermitteln, „worüber eine Person nachdenkt und vor allem, ob sie die Wahrheit sagt oder lügt“ (S. 162).

Warnend beschreibt der IT-Experte die Möglichkeiten von KI im Militärbereich. Während heutige Kampfdrohnen des Militärs von Menschen ferngesteuert werden, hätten die Drohnen der Zukunft das Potenzial, „den Menschen aus dem Kreislauf herauszunehmen, indem sie einen Algorithmus verwenden, der entscheidet, welches Ziel sie angreifen und wen sie töten“ (S. 165).

"Leben 3.0"

Die Prognosen von Tegmark gehen jedoch weit über die bisherigen Anwendungsbereiche von KI hinaus. Das Neue liegt für ihn in der Möglichkeit, KI-Systeme selbst mittels dieser Technologien programmieren zu lassen. Er spricht daher von „Allgemeiner Künstlicher Intelligenz“ (AKI“). Während „Leben 1.0“ im Zuge der Evolution von „Leben 2.0“ abgelöst wurde und das Auftreten des Menschen mit seiner Intelligenz bezeichne, sei „Leben 3.0“ eben durch die Übertragung der Intelligenz auf Maschinen gekennzeichnet. Diese AKI biete Chancen, Fortschritt weiter zu beschleunigen, könnte aber auch dazu führen, was wir bisher nur aus der Science-Fiction kennen, nämlich, dass Maschinen das Kommando über den Menschen übernehmen (ein freilich fragliches Szenario). Prognosen über die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind laut Tegmark schwierig, doch verweist er auf die Tatsache, dass durch die Digitalisierung bisher kaum neue Jobs geschaffen worden seien und alle bisherigen Berufe bereits seit langem existierten. Neue Jobs seien daher nur durch Umlenkung des durch die Digitalisierung geschaffenen Mehrwerts in andere Branchen möglich (S. 187). Hans Holzinger

 

Bei Amazon kaufenTegmark, Max: Leben 3.0. Menschsein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz. Berlin: Ullstein, 2017. 528 S., € 26,- [D], € 26,80 [A] ISBN 978-3-5500-8145-3