Igor Tulchinsky, Christopher E. Mason

Igor Tulchinsky, Christopher E. Mason: The Age of Prediction

Ausgabe: 2024 | 3
Igor Tulchinsky, Christopher E. Mason: The Age of Prediction

„Humanity has entered a new era. We are now living in a world that is increasingly wired by billions of predictive algorithms, a world in which almost everything can be predicted and risk and uncertainty appear to be diminishing in almost all areas of live“ (VII). Igor Tulchinsky und Christopher E. Manson heißen uns in „Age of prediction“ im Zeitalter der Voraussagen willkommen und arbeiten heraus, welchen Einfluss die genaue Berechnung von Risiken und Entwicklungen auf das menschliche Verhalten nehmen könnte. Ihre Expertise beziehen die Autoren aus ihren beruflichen Hintergründen, die einander zwar augenscheinlich widersprechen, doch in der Welt der Verarbeitung von Daten spielt es keine Rolle, ob diese für die Berechnung von finanzwirtschaftlichen Entscheidungen (Tulchinsky, Gründer von WorldQuant) oder medizinischer Natur (Mason, Genetiker und Computerbiologe) sind. Wir produzieren gegenwärtig so viele verwertbare Daten wie noch nie, Tendenz steigend. Dank dieser Menge an Informationen, sowie durch den Fortschritt im Bereich der künstlichen Intelligenz, erscheinen auch Echtzeit-Risikoberechnungen zeitnah realisierbar, es fehle nur noch an einer Zusammenführung der verfügbaren Daten, um die Arbeit etwa von Versicherungsanbieter:innen grundlegend zu verändern. Anstatt erst im Nachhinein aktiv zu werden, sind es Voraussagen und die Prävention von schädlichem Verhalten, welche in der „Age of prediction“ den Status quo darstellen werden. Doch bedeutet eine beinahe 100-prozentige Prognosewahrscheinlichkeit das Ende aller Risiken? Den Autoren zufolge werden sich die Risiken eher verschieben, wir werden aufgrund der neuen Techniken zwar gesünder und wohl auch länger leben, aber demgegenüber steht die Gefahr der Massenüberwachung, Autoritarismus sowie die Frage, wie sich die KI-Systeme entwickeln werden. Darüber hinaus stellen sich die Autoren auch dem drohenden Determinismus: können absolute Voraussagen nicht im Grunde die Freiheit der Menschen einschränken? Und welche Rolle werden Maschinen und Waffen mit künstlicher Intelligenz in diesem Zeitalter spielen? Auf viele dieser Fragen finden sich noch keine Antworten, dennoch blicken die Autoren tendenziell positiv in eine Zukunft der Voraussagen, führen jedoch an, dass die wohl schwierigste Prognose jene zur Voraussage selbst ist. Es lohnt sich jedenfalls dieses Buch zu lesen, nicht nur aufgrund der Zukunftsperspektiven, sondern auch aufgrund des Überblickes über das aktuelle Potenzial von Datenverarbeitungen.