Gute Argumente: Ökologische Landwirtschaft

Ausgabe: 1989 | 4

Es ist mehr als ein Paradoxon, daß die moderne, industrialisierte Landwirtschaft einen großen Anteil an der Vergiftung unserer Umwelt und Nahrungsmittel hat. Nitrat im Grundwasser, Pestizide in Obst und Gemüse, Hormone im Fleisch, Artenschwund und Energieverschwendung sind heute im selben Atemzug mit Landwirtschaft zu nennen. Neben den Umwelt- und Energieproblemen sind Überschußproduktion und die Existenznot der Bauern Aspekte, die Sorgen bereiten. Es herrscht längst Einigkeit darüber, daß eine ökologische Wende in der Landwirtschaft notwendig ist. Wir brauchen eine 'von der Industrie unabhängige Landwirtschaft die sich an den Interessen der Verbraucher orientiert, Die Autoren dieses Buches zeigen konkrete Schritte auf, wie eine neue Landwirtschaft zu erreichen ist. Die Richtung weist auf eine umweltschonende und sozialverträgliche Arbeitsweise, wobei auch die Intensität der landwirtschaftlichen Produktion reduziert werden müßte. Da jedoch eine Drosselung des Einsatzes von Mineraldünger oder Pestiziden für Landwirte ökonomisch unattraktiv ist, kann nicht damit gerechnet werden, daß diese von sich aus unter gegenwärtigen Rahmenbedingungen umweltfreundlichere Produktionsmethoden anwenden. Zwar hat eine kleine Minderheit mit der Umstellung auf umweltschonendere Erzeugung und verbraucherorientierter Vermarktung begonnen, doch wird eine grundsätzliche Wende nur durch eine neue Politik möglich sein. Erste Schritte in diese Richtung erfolgten im Sommer 1987 mit der ”Aachener Erklärung ", die gemeinsam von Bäuerinnen u. Bauern, Umweltschützern und Verbraucherinitiativen ausgearbeitet wurde. Auf dem Weg zu einer ökologischen Landwirtschaft werden Extensivierung, Bio-Kennzeichnung, Düngungsbegrenzung, angepaßte Tierhaltung, Einkommenssicherung durch gestaffelte Preise, neue Marktstrukturen, Förderung der Regionalentwicklung sowie eine Reduzierung des Welthandels gefordert.

Thomas, Frieder; Vögel, Rudolf: Gute Argumente: Ökologische Landwirtschaft. München: Beck, 1989. 132 S. (Beck'sche Reihe; 378).