Die Welt ist keine Ware

Ausgabe: 2001 | 2

Eine Welle der Solidarisierung ging durch ganz Frankreich, als Schafzüchter im südfranzösischen Millau vor zwei Jahren (August 1999) eine McDonalds-Filiale „demontierten“, um für ihre regionalen Produkte zu demonstrieren. Die darauf folgende Verhaftung und Internierung von fünf Bauerngewerkschaftern der „Confédération Paysanne“ taten das ihrige dazu, dass die Aktion landesweit bekannt wurde. Rasch weiteten sich die Demonstrationen aus gegen die Macht multinationaler Agrokonzerne und eine undemokratische Welthandelsordnung, die schließlich bis Seattle führten.

Im Gespräch mit dem Umweltjournalisten Gilles Luneau schildern im vorliegenden Buch die zwei Biobauern und Gewerkschaftsmitglieder José Bové und Francois Dufour ihren Kampf gegen die Agromultis und das sogenannte „Malbouffe“ („Schlechtessen“). Sie beschreiben ihre Vorstellungen einer regionalen Landwirtschafts- und Lebenskultur, philosophieren über die „Kunst der Essenszubereitung“ sowie über die globale Vernetzung Gleichgesinnter. Auch wenn die Autoren vor allem die problematische Entwicklung des Agrarsystems in Frankreich, das ja noch immer als gelobtes Land der Esskultur gilt, kritisieren, so sind die Ausführungen weit darüber hinaus von Interesse. So knüpft das dritte Kapitel („Die Welt lässt sich verändern“) an die aufklärerische Tradition des französischen Republikanismus an. Skizziert wird eine „Gesellschaft von Weltbürgern“, die sich der „Diktatur des Marktes“ widersetzt. Das Buch, das in Frankreich rasch zum Bestseller avancierte, macht Appetit auf gutes Essen ebenso wie eine kämpferische und lustbetonte Kultur des Widerstands. H. H.

Bové, José; Dufour, Francois: Die Welt ist keine Ware. Bauern gegen Agromultis. Zürich: Rotpunktverlag, 2001. 293 S., DM/sFr 30,- / öS 239,-