Gute Argumente: Chemie und Umwelt

Ausgabe: 1993 | 1

Nach Bänden zu den Themen "Ernährung", "Ökologische Landwirtschaft", "Gentechnologie", "Klima", "Energie" und "Verkehr" sind nun "gute Argumente" zu "Chemie und Umwelt" erschienen. Der Autor, Mitarbeiter des Ökoinstituts Freiburg und seit 1992 Sachverständiger in der Chemie-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags, informiert allgemeinverständlich und faktenreich über die Komplexität der Chemiewirtschaft, ihre Verflechtung mit der Gesamtwirtschaft, ihre Rohstoffe und Produkte und - bei all dem - über die umwelt- und gesundheitsschädigenden Wirkungen, die als schleichende "Vergiftung auf Raten" zutage treten. Ausführlich thematisiert werden mögliche Szenarien einer „Chemiewende" sowie die vom Öko-Institut entwickelte, ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte erfassende Methode der" Produktlinienanalyse ", die beim Rohstoff beginnt und an der Müllhalde endet. Die aktuelle Chemiepolitik in der Bundesrepublik (Umweltgesetze, Umweltplaketten, Ökoabgabe usw.) wird kritisch durchleuchtet. Hervorzuheben ist die wertvolle didaktische Aufbereitung: Alle Sachbereiche und "Argumente" werden mit Schaubildern illustriert; die häufigen Querverweise unter den übersichtlich kurzgestalteten Einzelkapiteln tragen der Vernetztheit des Themas Rechnung und lassen diese im Lesen nachvollziehen. Wir erfahren u.a., was der Tankerunfall mit dem Waschmittel zu tun hat, daß durch die modern gewordenen Autoklimaanlagen viel mehr FCKW freigesetzt wird als durch Kühlschränke, warum der Ausstieg aus der Chlorchemie so schwierig ist und warum Chemie-Recycling in die Sackgasse führt. Die Ausführungen vermitteln anschaulich, daß es mit dem Verbot des einen oder anderen Stoffes oder Produktes nicht getan ist, sondern daß grundsätzliche Änderungen der Konsumgewohnheiten ("Konsumkehr") und entsprechende volkswirtschaftliche Steuerungsmechanismen nötig sind, was nicht zuletzt das abschließende Kapitel zum Thema "Abfall- das große Ende der Konsumgesellschaft" verdeutlicht. Im Anhang werden konkrete Möglichkeiten des "chemiepolitischen" Engagements durch die Bürgerinnen ausgewiesen, die von der besseren Information über Produkte und Produktionsweisen bis hin zur Mitarbeit in Umweltkampagnen reichen. Dem in Inhalt und Gestaltung einem emanzipativen Wissenstransfergerecht werdende Buch sind viele Leser zu wünschen. Für Schulen hervorragend geeignet. H.H.

Grießhammer, Rainer: Gute Argumente: Chemie und Umwelt. Mit Schaubildern v. Sabine Gensch. München: Beck, 1993. 153 S. DM 18,80/ sFr 16,- / öS 146,60