Das Buch zieht eine Zwischenbilanz der seit Ende der 70er Jahre in der BRD geführten Diskussion über das komplexe Verhältnis von Arbeit und Technik. Ausgehend von dem Selbstverständnis der Bremer Sachverständigenkommission, die sich erstmals intensiv um eine fachübergreifende Darstellung des Themas bemühte, bis hin zu dem SOTEC-Programm der nordrhein-westfälischen Landesregierung werden Anspruch und Wirklichkeit eines ebenso sensiblen wie zukunftsrelevanten Gesellschaftsbereichs von verschiedenen Positionen aus reflektiert. Wissenschaftstheoretische Fragestellungen im Kontextforschungspolitischer Aufgaben (H. Lange) werden neben betrieblichen Umsetzungsstrategien erörtert. Hier finden arbeitsmedizinische Überlegungen neben gewerkschaftlichen Standpunkten Platz.
Der letzte Abschnitt bringt unter dem Titel "Gesellschaftliche Perspektiven" eine Reihe von Einwänden gegen Begriff und Verfahren der Sozialverträglichkeit(sprüfung) zur Sprache. So kritisiert Arnim v. Gleich etwa, daß "defensive Bewertungskriterien" das Gespräch bestimmten. Mit den Kategorien Herrschaft, Effizienz/ Produktivität. Werkzeugcharakter, Eingriffstiefe und Mitproduktivität bringt er dagegen offensive Kriterien der Technikbewertung und Technikwahl in die Diskussion ein. Karl Werner Kieffer präsentiert die Arbeit der "Stiftung Mittlere Technologie", die Alternativen zur Kapital- und Machtkonzentration der Großtechnologie zu entwickeln und durchzusetzen sucht. W. Däubler steckt den rechtlichen Rahmen bei der Bestimmung akzeptabler Risiken ab.
Der Anspruch, eine solide Übersicht über den gegenwärtigen Stand der Diskussion zu geben, wird eingelöst; darüber hinaus findet man Anregungen zur Ausweitung wie zur Vertiefung einer Diskussion, die zu wichtig ist, um fast ausschließlich auf Expertenebene geführt zu werden. Der Wunsch, das Thema „Arbeit und Technik" zu einem Gegenstand öffentlichen Interesses zu machen, ist glaubhaft, von der praktischen Umsetzung allerdings noch weit entfernt.
„Gestalten" - Eine neue gesellschaftliche Praxis. Felix Rauner (Hg.) Bonn: Verl. Neue Gesellschaft, 1988. 189 S. (Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung; 21) DM 38,-/sfr 32,20/öS 296,40