Erneuerbare Energien für Gemeinden und Regionen

Ausgabe: 1999 | 2

Nur eine konsequente Wende hin zu erneuerbaren Energien kann die Versorgung mit dem „Lebenselexier Strom“ sichern, und sie kann nur auf der Grundlage dezentraler Strukturen gelingen. Sie einzuführen sind kommunale und regionale Institutionen besonders gefordert. Dieses Buch zeigt anhand einer reichhaltigen Palette - technischen Einzelanlagen über Finanzierungsmöglichkeiten bis hin zu Gesetzes- und Verordnungsentwürfen - was geleistet werden kann und noch zu tun ist.

Den einleitenden „22 Leitfäden für kommunale und regionale Handlungsfelder“, die alle wesentlichen Aspekte des Aktionsbereiches abdecken, folgt die Darstellung von über 60 deutschen (und nur drei österreichischen) Projekten. - Motto: Nur konkrete Maßnahmen wirken auch.

Die vorgestellte Vielfalt umfaßt sieben Bildungsprojekte (z.B. das Fifty-fifty-Modell an Hamburger Schulen) sowie Beispiele für solares Bauen, Biomüll-Vergärung, computergestützte Planungshilfen für die Einführung erneuerbarer Energien, Geothermienutzung, Heizkraftwerke bei Kläranlagen, Photovoltaik-Förderungsprogramme u. a. m. Die juristisch-ökonomischen Aspekte reichen vom Entwurf für ein Landes-Gesetz zur Nutzung der Sonnenenergie über die Entwicklung von Solarstromgesellschaften und Gemeinschaftssolaranlagen (Freiburg) bis zur kostengerechten Vergütung für Strom aus erneuerbaren Energien und Definitionsmerkmalen für das Öko-Strommarkt-Label.

An technischen Innovationen besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit, Solarstrom aus multifunktionalen Glasfassadenelementen mit integrierten photovoltaischen Solarzellen zu gewinnen. Diese fast überall einsetzbaren Elemente verbinden die Vorzüge von Wärmedämmung, Blend- und Schallschutz mit emissionsfreier Stromerzeugung (OPTISOL von Pilkington Solar International).

Der „Charme der dezentralen Lösung“ durch erneuerbare Energien ist vielfältig: kurze Transportwege, Kosten- und Versorgungssicherheit und damit Unabhängigkeit, alternative Verwendungsmöglichkeiten landwirtschaftlicher Nutzflächen, neue Einkommensquellen für die Landwirtschaft, höhere Wertschöpfung der heimischen Wirtschaft und damit mehr Arbeitsplätze in Handwerk und den technischen Dienstleistungsberufen. Hinzu kommt die Förderung von Zukunftstechnologien, die Umsetzung von nahezu geschlossenen CO2-Kreisläufen und nicht zuletzt die Chance auf mehr Demokratie, da eine kommunale Solarinitiative Eigenverantwortung und Mitbestimmung gleichermaßen fördert.

Deutlich wird: Klimaschutz funktioniert als „Mehrzweckunternehmen“. Die Schlüsselelemente regionaler Wirtschaftsförderung haben ihren Kern in den erneuerbaren Energien. Das unterstreicht auch die Tatsache, daß ein heute neuerrichtetes Gebäude bei durchschnittlicher Lebensdauer die Zeit der Erschöpfung der Energiequellen Öl und Gas noch „erleben“ wird. „Was heute nicht so gebaut wird, daß die bestehenden Potentiale der erneuerbaren Energien ausgeschöpft werden, wird wegen der hohen Umbau- und Energiekosten in absehbarer Zukunft zu einem Fossil in der Stadt“.

Die Umstellung auf eine solargerechte Bau- und Stadtplanung ist also zugleich unabdingbar und machbar. Entscheidend ist der politische Wille und weniger der Stand der technischen Möglichkeiten. J. K.

Erneuerung von Gemeinden und Regionen durch Erneuerbare Energie. Hrsg. v. Irm Pontenagel. Bochum: Eurosolar-Verl., 1998. 298 S., DM 48,- / sFr 44,50 / öS 350,-