Erklären und Verstehen in der Wissenschaft

Ausgabe: 1989 | 1

Die Epistemologie ist eine der philosophischen Disziplinen, die in letzter Zeit eine produktive Bereicherung erfahren haben. Der Salzburger Universitätsdozent Gerhard Schurz trägt die Ergebnisse einiger Forscher zusammen, die zu den führenden Erkenntnistheoretikern gehören. Die meisten Beiträge liegen hier zum ersten Mal in deutscher Sprache vor. Sie wurden zwar nicht eigens für diesen Sammelband verfaßt, sind jedoch allesamt in den letzten Jahren entstanden, so daß sie den neuesten Stand der Forschung wiedergeben. Die Autoren bemühen sich darum, die Abhängigkeit von Erklären und Verstehen auf wissenschaftlich exakte Weise zu beschreiben. Im engeren Sinne geht es darum, das Verhältnis von pragmatischen (kontextabhängigen) Komponenten der Erklärung zu definieren. Über die Problematik bestehen sehr große Meinungsverschiedenheiten. Bas van Fraassen und Peter Gärdenfors entwerfen eine überwiegend pragmatische Erklärungstheorie, während Michael Friedmann und Philip Kitcher darauf hinarbeiten, die Gesetzmäßigkeiten des wissenschaftlichen Verstehens zu vereinheitlichen. Die Epistemologen sind sich einig darüber, daß ihr gemeinsamer Ausgangspunkt, die Erkenntnistheorie des amerikanischen Philosophen C. G. Hempel, verbesserungsbedürftig ist. Sie versuchen, die bei Hempel aufgetretenen Schwierigkeiten zu überwinden und kommen dabei zu unterschiedlichen Schlußfolgerungen. Von der gegenwärtigen philosophischen Literatur, die häufig nur aus Kompilationen und Kommentaren besteht, hebt sich dieser Band wohltuend ab. Die Autoren pflegen eigenständiges Denken auf höchstem Niveau. Der Sammelband bietet eine anregende Lektüre für jeden Spezialisten.

Erklären und Verstehen in der Wissenschaft. Schurz, Gerhard (Hrsg.) München/Oldenburg, 1988.341 S.