Seit Anfang des 19. Jahrhunderts die Fundamente der modernen Biotechnik (Pasteur) gelegt wurden, hat diese wissenschaftliche Disziplin (v.a. innerhalb der letzten Jahre) einen enormen Aufschwung erlebt. In den USA wurden allein 1984 sieben Milliarden Dollar in biotechnologische Forschung investiert. Beschrieben werden die realistischen Möglichkeiten und teils euphorischen Erwartungen bei der Heilung von Diabetes, Krebs und AIDS. Die Rede ist von Interferon, das durch biotechnologische Verfahren kostengünstiger hergestellt werden kann. Zu Beginn der Interferonforschung kostete ein Gramm 1,8 Mio. Dollar. Eine Revolutionierung der Impfstoffherstellung, Heilmittel gegen Unfruchtbarkeit, Altersschwäche und Gedächtnisschwund rücken in den Bereich des Möglichen. Es wird an Getreidesorten gearbeitet, denen weder Trockenheit noch Kälte oder salzhaltige Böden etwas anhaben können. Elkington zeigt die positiven Dimensionen einer Wissenschaft, Erbkrankheiten (Diabetes, Nervenschäden, Knochenleiden) auszurotten und den Hunger in der Welt zu besiegen. Am Rande warnt er auch vor den negativen Auswirkungen. Grundsätzlich geht er aber davon aus, dass die Gentechnologie als ein immer wichtigerer Wirtschaftsfaktor unser Leben zunehmend beeinflussen wird. Die Neugründung von weltweit 300 »Gen-Fabriken« begründet diese Ansicht.
Die Aussicht auf großartige Erfolge darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass mögliche negative Folgen in vielen Bereichen (z.B. Genmanipulation) nicht angesprochen werden. Elkington beschreibt, was alles auf uns zukommt. Wichtig wäre jedoch in diesem Zusammenhang die Erörterung der Ambivalenz wissenschaftlich-technischen Fortschritts und der Hinweis auf die Gefahr des Missbrauchs. Erst der Einstieg in diese Diskussion könnte die rechtzeitige und umfassende Information der Allgemeinheit garantieren. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Biotechnologie das einzig sinnvolle Instrument ist, um den Hunger zu besiegen, oder ob nicht politische und ökonomische Faktoren der wirkliche Hemmschuh im Kampf gegen Unterdrückung und Krankheit sind. Ergänzend zu den beiden an dieser Stelle besprochenen Bücher sollte die fundierte kritische Darstellung von Günter Hirsch und Wolfram Eberbach eingesehen werden.
Elkington, John: Gene. Von Erbgutmanipulationen und dem Geschäft mit der Genforschung. Zürich: Meyer, 1987.300 S.