Der Aufbruch ins biotechnische Zeitalte

Ausgabe: 2001 | 2

Alle sind nett: die Wissenschaftler und die von ihnen verarbeiteten Zellen, also hier die Schafe, genauer gesagt die Schafgeneration rund um Dolly, dem Superschaf. Wer eine kritische Darstellung der Gentechnik lesen möchte, muss nicht weiterlesen; wer jedoch an einer Art wissenschaftlicher „Homestory“ Freude hat, der hat das richtige Buch gefunden. Einerseits gestalten die Wissenschaftler äußerst detailreich ihre Biografien, verweisen aufeinander und betonen mehrmals ihr Berufsethos, andererseits ist auch die Schilderung der Forschungslaboratorien sowie der Landschaft rundum nicht knapp zu nennen. Das Buch wendet sich, so im Text mehrmals, schon beinahe beleidigend oft betont, an den wissenschaftlichen Laien. Doch wer hat erforscht, dass diese Klientel scharf auf redundante Informationen, Schwatzhaftigkeit ist? Viele Informationen über die Vorstadien der Gentechnik, des Klonens, über die von den Medien unerwähnt gebliebenen Versuche und Ergebenisse sind interssant und dienen der Wissenserweiterung. Manche Suggestivfragen irritieren in ihrer scheinbaren Naivität   z. B.: Ist also das Klonen von Menschen letztlich unvermeidlich? Diese Frage wird keinesfalls eindeutig beantwortet, man lässt ihr einen Schwall an Argumenten folgen, greift sie einige Kapitel später noch einmal auf und lässt sie, wie viele andere Aspekte zuvor, versickern. Das nachfolgende Zitat soll Beispiel des Schreibstils sein, er ist der Schlusssatz und daher noch besonders zu beachten: „Die Wissenschaft verändert die Art und Weise, wie wir leben, doch die Wissenschaftler selbst sind Bürger wie alle anderen Menschen.“ Der Mensch als Bürger, der Bürger als Mensch ...

Positiv zu erwähnen sind Glossar und Register am Ende des Buches. Dieser Beitrag ist ein interessanter Mosiakstein über Selbstverständnis und -darstellung von Wissenschaftlern. Chr. G.-R.

Wilmut, Ian; Campbell, Keith; Tudge, Colin: Dolly. Der Aufbruch ins biotechnische Zeitalter. München: Hanser, 2000. 404 S., DM 49,80 / sFr 46,- / öS 364,-