Biotechnologie und Weltlandwirtschaft

Ausgabe: 1991 | 4

Henk Hobbelink ist ein Agronom und Gründer von GRAIN (= Genetic Resources Action International) in Barcelona (Apartado 23398, E-08080 Barcelona). GRAIN tritt für genetische Vielfalt sowie die Interessen   von LDCs (Less Developed Countries) und kleinen Bauern ein. Hobbelink warnt, dass die drei fundamentalen natürlichen Lebensgrundlagen - Boden, Wasser und Luft - gefährdet sind. Eine vierte und gleich wichtige Lebensgrundlage ist das genetische Inventar, der Grundstein für jegliche Bemühung um Erhaltung oder Verbesserung von Pflanzen oder Tieren in der Landwirtschaft. Die genetische Vielfalt der Welt nimmt in einem nie dagewesenen Tempo ab, insbesondere in LDCs. Saatgut und genetische Grundlagen sind zunehmend zu Waren geworden - darüber handelt dieses Buch. Ein Kapitel vergleicht die Grüne Revolution (meist im öffentlichen Sektor, auf einige wenige Sorten in ein paar Ländern beschränkt) mit der biotechnischen Revolution (überwiegend privat, potentiell alle Nutzpflanzen auf der ganzen Welt betreffend) Ein anderes Kapitel beschreibt den Werkzeugkasten der Biotechnologie, ein weiteres ihre Dominanz in den transnationalen Gesellschaften. Es folgt ein Bericht über die Zucht schädlingsresistenter Pflanzen, wodurch vielleicht der Trend zu empfindlichen, nur mit massivem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aufzubringenden Züchtungen umgekehrt werden kann. Weitere Abschnitte beschreiben die Möglichkeiten der künstlichen Saatguttechnik nach 2000 (wie etwa die Massenvermehrung von Pflanzenembryos in Fermentationstanks) oder überlegen mögliche Effekte der Biotechnik für Güter der Dritten Welt (z.B. der Ersatz von Zucker durch künstliche Süßstoffe oder die Produktion von Ersatzstoffen für Kakaobutter oder Versuche, Ölpalmen zu klonen, was dramatische Auswirkungen für die Weltpflanzenölproduktion hätte). Ferner untersucht der Autor die Vorstöße zum Patentschutz für Lebensformen; sollte sich diese Auffassung durchsetzen, müssten Bauern Lizenzgebühren zahlen, Züchter hätten keinen freien Zugang zu Keimmaterial mehr, die Konsumenten würden bei höheren Preisen landen und die Marktkonzentration weiter zunehmen. "Nach gegenwärtigem Stand der Dinge wird der Einzug der Bio-Revolution zu einer neuen internationalen Arbeitsteilung führen, einem noch geringeren Wert der landwirtschaftlichen Endprodukte und einer noch größeren Abhängigkeit der Dritten Welt", während die Vormachtstellung des Nordens weiter gestärkt würde. Als Alternative zu dieser Entwicklung bieten sich Forschungsprogramme der Dritten Welt an, bei denen es um "angemessene Biotechnik" gehen sollte, die der armen Landbevölkerung zugutekäme und die Bauern (die ursprünglichen „Biotecnniker") und genossenschaftliche Organisationen direkter beteiligen sollte.

 

Henk Hobbelink: Biotechnology and the Future of World Agriculture. The Fourth Resource. London und Atlantic Highlands, N.J./USA: Zed Books 1991. 1595., $ 49.95 (= Biotechnik und die Zukunft der Weltlandwirtschaft. Die vierte Lebensgrundlage)