Embedded Journalists

Ausgabe: 2008 | 2

Beeindruckend schildert die Journalistin Kristina I. Schwarte die Kriegsberichterstattung im Wandel („Embedded Journalists“) im Vergleich der Kriege in Vietnam, am persischen Golf 1991 und im Irak ab 2003. Zum Zwecke der Täuschung der Öffentlichkeit, so die Autorin, wurde dabei die Kontrolle über die Bilder- und Informationshoheit verstärkt:. „Das System der Embedded-journalists fungiert dabei als ausgeklügeltes Programm, welches ohne Eingriff einer direkten formellen Zensur Mechanismen in Kraft setzen sollte, welche die Journalisten zu einer ‚freiwilligen’ Selektion der Informationen, im Sinne der US-Regierung, bewegen sollte.“ (S. 119) Alternative Informationsquellen bilden hier auch einen Gegenpart zu den gefilterten Informationen im Interesse der Mächtigen. Es steht somit außer Zweifel, dass kritischer, investigativer, Journalismus, wie es ihn zu Zeiten des Vietnamkriegs noch gab, zu einem Auslaufmodell geworden ist. Im Vordergrund, so die Autorin, stehe heute die Abhängigkeit von politischen und wirtschaftlichen Agenden „global operierender Medienkonglomerate“ (S. 120), die den Raum für Freiheit und Kritik drastisch minimieren.

 

Die Veränderungen der Kriegsberichterstattung ist auch Thema des vom Österreichischen Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung herausgegebenen Bandes „Gute Medien – Böser Krieg?“, der auf die 23. Internationale Sommerakademie auf Burg Schlaining (Burgenland) zurückgeht. Namhafte AutorInnen wie Freimut Duve (über die neue gesteigerten Anforderungen an die journalistische Professionalität und Wachsamkeit gegenüber den sich verstärkenden Tendenzen zur Korruption), Karin Kneissl (über die sich stark wandelnde journalistische Szene in der islamischen Welt) oder Thomas Seifert (Objektivität und Manipulation in der Kriegs- und Krisenberichterstattung) nehmen darin Stellung.

 

Wie lebensgefährlich unabhängiger Journalismus sein kann, wurde nicht zuletzt  im Zuge der jüngsten Ereignisse im Irak, in Georgien, Tschetschenien oder in Beirut offenkundig. .

 

In den vergangenen fünf Jahren sind den Angaben mutmaßlich allein 210 irakische Journalisten getötet worden und Hunderte bis heute geflohen. (www.ad-hoc-news.de) Stellvertretend für alle irakischen Journalisten des „Institute for War and Peace Reporting“ (IWPR) erhielt im Mai die irakische Journalistin Zainab Ahmed den Henri-Nannen-Journalistenpreis. Die diesjährige Preisträgerin, Mutter zweier Kinder und studierte Mikrobiologin, habe sich nicht vertreiben lassen und weiter Tag für Tag berichtet, was im Irak tatsächlich geschieht, hieß es in der Begründung. A. A.

 

Schwarte, Kristina Isabel: Embedded Journalists. Kriegsberichterstattung im Wandel. Münster: Westfäl. Dampfboot, 2007. 136 S.(einsprüche 18) € xy

 

ISBN 978-3-89691-591-7