Ein Werkzeugkasten zur Konfliktlösung

Ausgabe: 1995 | 3

Konflikte sind unvermeidlich. Aus der Sicht des Autorenteams müssen diese aber nicht unbedingt negativ sein, denn ein adäquater Umgang mit ihnen setzt u. U. ein enormes Kreativitätspotential zur Bewältigung widerstreitender Interessen frei. Einem Werkzeugkasten gleich stellen Roger Fisher und seine Crew ein ganzes Kompendium an Instrumenten zur Konfliktlösung vor.

Bei deren Gebrauch sei weniger ein schnelles Ergebnis wichtig, als vielmehr die Ingangsetzung eines Prozesses mit durchaus offenem Ausgang. Man müsse lernen, die Welt auch mit den Augen des jeweils anderen zu sehen und Anliegen der Gegenseite zu berücksichtigen. Vergangenes sollte möglichst ruhen. Zur Entwicklung neuer Lösungsansätze empfehlen der eremitierte Harvard-Professor und seine Co-Autoren die Einbeziehung verschiedenster Berufe und akademischer Disziplinen. In Brainstorming-Prozessen sollten dabei zunächst negative Kommentare unterbleiben. Kritisiert wird, daß bei internationalen Konflikten in der Regel reagiert wird, statt zu agieren. Das eigene Ziel sollte zwar intern klar definiert sein, gegenüber der anderen Seite sollten aber eher unverbindliche Standpunkte formuliert werden, um Verhandlungsspielräume nutzen zu können. Schließlich sollten der Gegenseite auch deutliche Anreize zu einem Handeln im eigenen Interesse geboten werden.

Wer beispielsweise den Serben Kriegsverbrecherprozesse androht für den Fall, daß diese die Kämpfe in Bosnien einstellen und einen von der UNO kontrollierten Waffenstillstand annehmen, werde kaum erwarten können, daß die Serben auf solche Vorschläge eingehen. Adressaten der Vorschläge in diesem Buch sind aber keineswegs nur Diplomaten und Politiker. Vielmehr betonen die Autoren, daß selbst Privatpersonen ohne politisches Amt oder akademische Stellung überzeugende und klare Aktionspläne für Konflikte erarbeiten und über Kontakte zu Entscheidungsträgern vermitteln könnten.  Alles in allem sehr brauchbare Vorschläge zur Konfliktlösung, die jedoch, wie die Autoren selbst einräumen, nur zum Tragen kommen können, wenn die Beteiligten dies auch wollen.

E. H.

Fisher, Roger; Kopelman, Elisabeth; Kupfer-Schneider, Andrea: Jenseits von Machiavelli. Kleines Handbuch der Konfliktlösung. Frankfurt/M.: Campus-Verl., 1995. DM 36, - / sFr 30,50 / öS 280,80