Ein Instrument für die kommunale Arbeitsmarktpolitik?

Ausgabe: 1993 | 1

Die soziale Entwicklung seit Ende der siebziger Jahre Ist von Erscheinungen geprägt, die unter dem Begriff "Neue Armut" zusammengefaßt werden können. Ausgangspunkt dafür war vor allem der Anstieg der Arbeitslosigkeit (mit all ihren Folgen) und deren neue Struktur. In Deutschland läßt sich in diesem Zusammenhang eine politische Strategie des Abschiebens von Betroffenen aus dem Arbeitsförderungsgesetz in die Sozialhilfe (für die die Länder zuständig sind) feststellen. Vor allem aus Kostengründen versuchen die Länder wiederum, den Betroffenen über das Instrumentarium der "Hilfe zur Arbeit" entweder Arbeitsverhältnisse zu. vermitteln oder zumindest Hilfestellung bei der Arbeitssuche und Qualifizierung zu leisten. Priester/Klein untersuchen dieses Modell anhand einer Fallstudie der Stadt Bremen. Sie kommen zu dem Ergebnis, daß die "Hilfe zur Arbeit" nach anfänglich großen Schwierigkeiten und Akzeptanzproblemen von allen. Seiten zu einem wirksamen Instrument geworden Ist, das noch zu wenig Anwendung findet. Mit seiner Hilfe können verstärkt beschäftigungspolitische mit strukturpolitischen Zielen verknüpft werden, indem Arbeitsmöglichkeiten in unterschiedlichsten gesellschaftlich nützlichen Bereichen wie Umweltschutz Soziale Dienste, Stadterneuerung etc. geschaffen wer~ den. Diese Beschäftigungsformen sind jeweils mit Qualifizierungsprogrammen verbunden. Darüber hinaus wird auch der Weg in die Selbständigkeit gefördert. Bestimmte gesellschaftliche Rahmenbedingungen erschweren allerdings diese sinnvollen Maßnahmen: - Die Struktur der Betroffenen hat sich verändert (nicht mehr nur traditionelle Problemgruppen finden keine Beschäftigung, sondern auch z. B. junge, gut ausgebildete Menschen, wiedereinsteigende Frauen etc.). - Armut und Ausgrenzung führen dazu, daß Arbeitssuchende auch die schlechtesten Arbeitsbedingungen akzeptieren, wodurch eine soziale Spirale nach unten entsteht, die es zu unterbrechen gilt. - Der Bedeutungsverlust des „Normalarbeitsverhältnisses" schlägt sich nicht im System der sozialen Sicherung nieder, auch großes Engagement auf lokaler Ebene kann also nur halb erfolgreich sein, wenn nicht wirksame gesellschaftspolitische Maßnahmen gegen diese neuen prekären Entwicklungen ergriffen werden. J. P.

Noch ein Hinweis auf eine weitere Neuerscheinung zum Thema Arbeitslosigkeit und deren Bekämpfung: Friedrich, Horst: Wiedemeyer, Michael: Arbeitslosigkeit - ein Dauerproblem im vereinten Deutschland? Dimensionen, Ursachen, Strategien. Opladen: Leske + Budrich, 1992.208 S., DM 19,80/ sFr 16,80/ öS 154,40.

 

Priester, Tom; Klein, Peter: "Hilfe zur Arbeit". Ein Instrument für die kommunale Arbeitsmarktpolitik? Augsburg: Maro-Verlag, 1992. 2625., DM 29,80 / sFr 25,30 / öS 232,40