Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte

Ausgabe: 1990 | 4

Dass im täglichen Leben die Wirklichkeit komplexer ist als die Realität, zeigt der Autor anhand einiger spektakulärer Beispiele, wie z. B. der Challengerkatastrophe. Dass auch die Wissenschaft diesbezüglich oft vor einer unlösbaren Aporie steht, wird durch die Beschreibung des "Welle-Teilchen-Paradoxons" verdeutlicht. Nach einem Exkurs in die Entstehungsgeschichte des abendländischen Denkrahmens frägt der Autor mit Pilatus "Was ist Wahrheit" (Joh. 18,38), und postuliert aufgrund der drei gedanklichen Pole Logik, Empirie und Glaube die dialektische Dreiecksbeziehung "Richtig-Wahr-Sicher". Indem Phänomene wie Mystik, Kunst und Kommunikation einbezogen werden, ergeben sich immer neue "Spannungsdreiecksfelder" . Aus der Gegenüberstellung von schulmedizinischem und östlichem Gesundheitsbegriff wird schließlich der letzte Dreipol der Logik, Polarität und Dialektik vorgestellt.  Dass das Gedankengebäude der Naturwissenschaften nur relativ ist und viele Fragen offenbleiben, wird im letzten Kapitel deutlich, dessen Titel die - sehr persönlichen - Überlegungen zusammenfasst: Glaube, Hoffnung, Liebe. 

Pietschmann, Herbert: Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte. Stuttgart (u. a.): Ed. Weilbrecht, 1990. 298 S., DM 38,- / sFr 32,- / öS 296,40